shi 勢/埶(N)
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Teilprojekt | 16 - TP Schwermann |
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Sprache | Altchinesisch |
Wortfeld | Macht |
Lexem
Lexem | Wortart | Übersetzung | Anmerkung |
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shi 勢/埶 | N | (die) Macht / (die) Machtstellung / (die strategische) Machtposition / (der)
Einfluss / (die) Machtkonstellation |
Zugehörige Kollokationen
Kollokation | Übersetzung |
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ao shi 傲勢 | Machtstellung missachten |
cheng shi 乘勢 | seinen Einfluss / seine Machtposition nutzen |
chi shi / cao shi 持勢 / 操勢 | Macht „halten“ (über) oder auch „behalten“ (maintain) |
chu shi 處勢 | in Machtposition verweilen, sich in (gehobener) Machtposition befinden (wird
scheinbar auch als „Position“ oder „Stellung“ ohne Bezug auf Macht/Politikverwendet) |
de shi 得勢 | die Machtposition / vorteilhafte Stellung erlangen |
fu (yu) shi服(於)勢 | sich (vor) dem Einfluss / der Macht fügen |
gong shi 共勢 | (die) Macht / Machtstellung teilen |
qin shi 侵勢 | auf Machtposition übergreifen |
quan shi 權勢 | abwägen /-wiegen der Machtkonstellation |
shan shi 擅勢 | (die) Machtstellung usurpieren |
shang shi 勢傷 | Machtposition nimmt Schaden |
shi zai x 勢在x | Macht / Machtposition befindet sich bei x |
shi zhi 勢治 | Machtkonstellation ist geordnet |
shi zhong 勢重 | Machtposition/Einfluss von Gewicht |
wei shi 畏勢 | Machtstellung / Einfluss fürchten |
x yi shi / yi shi x x以勢 / 以勢x | mit Hilfe seiner Machtposition / Macht / Einflusses x |
xing shi 行勢 | seine Macht ausüben |
yi shi 依勢 | (sich auf seine) Machtposition stützen |
yong shi 用勢 | seine Machtposition nutzen |
you shi 有勢 | Macht /-stellung haben |
zhi shi 制勢 | Machtstellung kontrollieren/aufbauen |
zhuan quan shan shi 專權擅勢 | wörtlich: politischen Einfluss monopolisieren und Machtposition usurpieren; TLS:
autonomous power and independent authority; have the sole power and usurp authority; arrogateall the power of the state |
zu yu shi 足於勢 | ausreichend an Machtposition |
Belegstellen
Quelle de | Quelle zh | Zitat | Übersetzung |
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Baihutong, „Feng gonghou“; Baihutong shuzheng 1994, S. 145-146 | 白虎通, „封公侯“; 白虎通疏證 1994, 一四五-一四六頁 | 何以言諸侯繼世?以立諸侯象賢也。大夫不世位何?股肱之臣任事者也。為其專權擅勢,傾覆國家。 | Warum wird gesagt, dass die Lehnsherren eine vererbbare Position haben? Um sie so aufzustellen (li 立(V)), dass die Lehnsherren den Fähigen ähneln. Große Offiziere (dafu 大夫(N)) haben keine vererbbare Position (wei 位(N)), warum ist dem so? Die Minister (chen 臣(N)), die [dem Herrscher] unterstützend zur Seite stehen, sind welche, die Aufgaben übernehmen. Von ihnen das politische Gewicht (quan 權(N)) und die Machtposition (shi 勢/埶(N)) entrissen (shan 擅(V)) zu bekommen, würde den dynastischen Herrschaftsverband (guojia 國家) umstürzen. |
Chunqiufanlu, „Li yuanshen“; Chunqiufanlu 1992, S. 169-170 | 春秋繁露, „立元神“; 春秋繁露 1992, 一六九-一七零頁 | 君人者,國之證也,不可先倡,感而後應。故居倡之位而不行倡之勢,不居和之職而以和為德,常盡其(春)下,故能為之上也。 | Was den Herrscher (jun 君(N)) angeht, so ist er das Zeugnis des Reiches (guo 國 / yu 域(N)): Es ist nicht angängig, dass er als erstes die Führung übernimmt (chang 倡 / 唱(V)), er wird angerührt und danach reagiert er. Deshalb befindet er sich in der Position (ju wei 居位) der Führung (chang 倡 / 唱(N)), ohne die Machtposition (shi 勢/埶(N)) der Führung (chang 倡 / 唱(N)) auszuüben, er besetzt nicht das Amt der Harmonie, aber betrachtet die Harmonie als seine Tugend (de 德(N)) – so füllt er die niedere Position voll aus und vermag es deshalb, den Unteren (xia 下(N)) vorzustehen. |
Chunqiufanlu, „Weirenzhetian“; Chunqiufanlu 1992, S. 319 | 春秋繁露, „為人者天“; 春秋繁露 1992, 三一九頁 | 聖人之道,不能獨以威勢成政,必有教化。 | [Gemäß] des Wegs des Weisen ist man nicht allein durch eine autoritäre Machtposition (wei 威/畏(V))(shi 勢/埶(N)) in der Lage dazu, Herrschaft (zheng 政(N)) zu etablieren, es muss auch Bildung (jiao 教(N)) und Transformation [des Volkes] geben. |
Guanzi, „Fa fa“; Guanzi jiaozhu 2004, S. 305 | 管子, „法法“; 管子校注 2004, 三零五頁 | 凡人君之所以為君者,勢也,故人君失勢,則臣制之矣。勢在下,則君制於臣矣;勢在上,則臣制於君矣。故君臣之易位,勢在下也。 | Prinzipiell gilt: Das, wodurch der Fürst der Menschen (jun 君(N)) als Fürst (jun 君(N)) fungiert, ist die Machtposition (shi 勢/埶(N)). Verliert der Fürst der Menschen (jun 人) folglich seine Machtposition (shi 勢/埶(N)), dann kontrollieren (zhi 制(V)) die Untertanen (chen 臣(N)) ihn. Befindet die Machtposition (shi 勢/埶(N)) sich bei den Unteren (xia 下(N)), dann wird der Fürst (jun 君(N)) von den Untertanen (chen 臣(N)) kontrolliert (zhi 制(V)); befindet sich die Machtposition (shi 勢/埶(N)) bei den Oberen (shang 上(N)), dann werden die Untertanen (chen 臣(N)) vom Fürsten (jun 君(N)) kontrolliert (zhi 制(V)); folglich gilt: Dass Herrscher (jun 君(N)) und Untertanen (chen 臣(N)) ihre Stellung (wei 位(N)) tauschen, liegt daran, dass die Machtposition (shi 勢/埶(N)) sich bei den Unteren (xia 下(N)) befindet. |
Guanzi, „Jun chen xia“; Guanzi jiaozhu 2004, S. 584 | 管子, „君臣下“; 管子校注 2004, 五八四頁 | 明君在上,忠臣佐之,則齊民以政刑。牽於衣食之利,故愿而易使,愚而易塞。君子食於道,小人食於力,分民。威無勢也無所立,事無為也無所生[...]。 | Ist der weise Herrscher (jun 君(N)) in hoher [Stellung] und treue Minister (chen 臣(N)) assistieren ihm, dann einen sie das Volk mit Regierung (zheng 政(N)) und Strafe (xing 刑(N)). Sie werden mit dem Nutzen/Vorteil von Kleidung und Nahrung gebunden, deshalb sind sie aufrichtig und leicht zu führen, sind sie naiv und einfach unter Kontrolle zu halten. Der Edle (junzi 君子(N)) lebt vom Weg, der Gemeine von seiner physischen Stärke (shi yu li食於力) und das Volk wird [in Ränge] getrennt. Fehlt einem die Machtposition (shi 勢/埶(N)), gibt es keine Möglichkeit, seine Autorität (wei 威/畏(N)) zu etablieren. Fehlt einem Handeln, gibt es keine Möglichkeit Staatsangelegenheiten hervorzubringen [...]. |
Guanzi, „Ming fa jie“; Guanzi jiaozhu 2004, S. 1208.1 | 管子, „明法解“; 管子校注 2004, 一二零八頁 | 明主在上位,有必治之勢,則群臣不敢為非。是故群臣之不敢欺主者,非愛主也,以畏主之威勢也。百姓之爭用,非以愛主也,以畏主之法令也。故明主操必勝之數,以治必用之民。處必尊之勢,以制必服之臣。故令行禁止,主尊而臣卑。故明法曰:尊君卑臣,非計親也,以勢勝也。 | Befindet sich der weise Herrscher (zhu 主(N)) in oberer Position (wei 位(N)) und verfügt über die Machtposition (shi 勢/埶(N)), aus der er regieren muss, dann wagen es die gesamten Minister (chen 臣(N)) nicht, Falsches zu tun. Aus diesem Grund gilt dafür, dass die gesamten Minister (chen 臣(N)) es nicht wagen, den Herrscher (zhu 主(N)) zu betrügen, weil sie den Herrscher schätzen. Es ist so, dass sie die Autorität (wei 威/畏(N)) und Machtstellung (shi 勢/埶(N)) des Herrschers fürchten. Dass die hundert Geschlechter darum kämpfen, ihm zu nutzen, es ist nicht so, dass sie ihren Herrscher (zhu 主(N)) schätzen; es ist so, dass sie die Gesetze (fa 法(N)) und Befehle (ming 命 / ling 令(N)) des Herrschers (zhu 主(N)) fürchten. Deshalb hält der weise Herrscher (zhu 主(N)) Strategeme, die sicher zur Überlegenheit führen, um das Volk, das unbedingt genutzt werden muss, zu ordnen (zhì / chí 治(V)). Er weilt in der Machtstellung (chu shi 處勢), die sicher gewürdigt wird, um die Minister (chen 臣(N)) zu kontrollieren (zhi 制(V)), die sich fügen (fu 服(V)) müssen. Deshalb werden seine Befehle (ming 命 / ling 令(N)) ausgeführt und Verbote eingehalten, der Herrscher (zhu 主(N)) wird geehrt und die Minister (chen 臣(N)) sind bescheiden; deshalb steht im Kapitel „weises Gesetz“: „Dass Herrscher (jun 君(N)) verehrt werden und die Minister (chen 臣(N)) nobel sind, ist nicht so, weil sie einander zugetan wären, sondern weil sie durch die Machtstellung (yi shi 以勢) beherrscht (sheng 勝(V)) werden.“ |
Guanzi, „Qi Chen Qi Zhu“; Guanzi jiaozhu 2004, S. 998-999 | 管子, „七臣七主“; 管子校注 2004, 九九八-九九九頁 | 法令者,君臣之所共立也。權勢者,人主之所獨守也。故人主失守則危,臣吏失守則亂。罪決於吏則治,權斷於主則威,民信其法則親。是故明王審法慎權,上下有分。 | Gesetze (fa 法(N)) und Befehle (ming 命 / ling 令(N)) sind dasjenige, was Fürst (jun 君(N)) und Untertanen (chen 臣(N)) gemeinsam aufstellen. Politischer Einfluss (quan 權(N)) und Machtstellung (shi 勢/埶(N)) sind dasjenige, was der Herrscher (zhu 主(N)) über die Menschen allein in seiner Obhut hat. Scheitert der Herrscher (zhu 主(N)) über die Menschen folglich in dem, was in seiner Obhut liegt, dann besteht Gefahr; scheitern Untertanen (chen 臣(N)) und kleinere Beamte (li 吏(N)) in dem, was in ihrer Obhut liegt, dann herrscht Unordnung; werden Verbrechen von kleineren Beamten (li 吏(N)) entschieden, dann herrscht Ordnung (). Wird politischer Einfluss dem Herrscher (zhu 主(N)) absolut zu teil (quan duan yu 權斷於), dann ist er reich an Autorität (wei 威/畏(N)). Vertraut das Volk seiner Gesetzgebung (fa 法(N)), dann kommen sie näher zu ihm. Aus diesem Grund begutachteten die weisen Könige (wang 王(N)) die Gesetzgebung (fa 法(N)) sorgsam und achteten auf den politischen Einfluss (quan 權(N)), [sie veranlassten, dass] zwischen Oberen (shang 上(N)) und Unteren (xia 下(N)) eine Trennung besteht. |
Guanzi, „Xing shi jie“; Guanzi jiaozhu 2004, S. 1169.2 | 管子, „形勢解“; 管子校注 2004, 一一六九頁 | 虎豹,獸之猛者也,居深林廣澤之中,則人畏其威而載之。人主,天下之有勢者也,深居則人畏其勢。故虎豹去其幽而近於人,則人得之而易其威。人主去其門而迫於民,則民輕之而傲其勢。故曰:虎豹託幽而威可載也。 | Tiger und Leopard sind die wildesten unter den Landtieren. Weilen sie inmitten von tiefen Wäldern und weiten Sumpflandschaften, dann fürchten die Menschen ihre Autorität (wei wei 畏威) und respektieren sie. Der Herrscher (zhu 主(N)) über die Menschen ist derjenige auf der Welt (tian xia 天下(N)), der die [größte] Machtposition besitzt (you shi 有勢). Verweilt er in den Tiefen [seines Palastes], dann fürchten die Menschen seine Machtposition (wei shi 畏勢); verlassen Tiger und Leopard folglich ihre Verstecke und nähern sich den Menschen an, dann erfassen die Menschen sie und degradieren ihre Autorität (wei 威/畏(N)). Verlässt der Herrscher (zhu 主(N)) über die Menschen seine Tore und kommt seinem Volk nahe, dann schätzen ihn die Leute gering und missachten seine Machtposition (shi 勢/埶(N)). Deshalb wird gesagt: Tiger und Leopard sind auf Verstecke angewiesen und [dadurch] ist ihre Autorität (wei 威/畏(N)) [erst] respektierungswürdig. |
Guanzi, „Xingshi jie“; Guanzi jiaozhu 2004, S. 1169 | 管子, „形勢解“; 管子校注 2004, 一一六九頁 | 虎豹,獸之猛者也,居深林廣澤之中,則人畏其威而載之。人主,天下之有勢者也,深居則人畏其勢。故虎豹去其幽而近於人,則人得之而易其威。人主去其門而迫於民,則民輕之而傲其勢。故曰:虎豹託幽而威可載也。 | Tiger und Leopard sind die wildesten unter den Landtieren. Weilen sie inmitten von tiefen Wäldern und weiten Sumpflandschaften, dann fürchten die Menschen ihre Autorität (wei wei 畏威) und respektieren sie. Der Herrscher (zhu 主(N)) über die Menschen ist derjenige auf der Welt (tian xia 天下(N)), der die [größte] Machtposition besitzt (you shi 有勢). Verweilt er in den Tiefen [seines Palastes], dann fürchten die Menschen seine Machtposition (wei shi 畏勢); verlassen Tiger und Leopard folglich ihre Verstecke und nähern sich den Menschen an, dann erfassen die Menschen sie und degradieren ihre Autorität (wei 威/畏(N)). Verlässt der Herrscher (zhu 主(N)) über die Menschen seine Tore und kommt seinem Volk nahe, dann schätzen ihn die Leute gering und missachten seine Machtposition (shi 勢/埶(N)). Deshalb wird gesagt: Tiger und Leopard sind auf Verstecke angewiesen und [dadurch] ist ihre Autorität (wei 威/畏(N)) [erst] respektierungswürdig. |
Hanfeizi, „Ba jing“; Hanfeizi jijie 1998, S. 431 | 韓非子, „八經“; 韓非子集解 1998, 四三一頁 | 君執柄以處勢,故令行禁止。柄者,殺生之制也;勢者,勝眾之資也。廢置無度則權瀆,賞罰下共則威分。 | Der Regent (jun 君(N)) hält die Schalthebel (bing 柄/秉(N)) [des Staates] in der Hand und verweilt so in der Machtposition (chu shi 處勢), deshalb werden [seine] Befehle (ming 命 / ling 令(N)) ausgeführt und Verbote (jin 禁(N)) eingehalten. Schalthebel (bing 柄/秉(N)) sind die Kontrolle (zhi 制(N)) über Tod und Leben; die Machtposition (shi 勢/埶(N)) ist das Mittel, über die Massen zu herrschen (sheng 勝(V)). Verwirft man diese und gibt es kein Maß (du 度(N)), dann bricht das politische Gewicht (quan 權(N)) zusammen; werden Belohnungen (shang 賞(N)) und Strafen (fa 罰(N)) mit den Unteren gemeinsam entschieden, dann zerfällt die Autorität (wei 威/畏(N)). |
Hanfeizi, „Gong ming“; Hanfeizi jijie 1998, S. 207-208 | 韓非子, „功名“; 韓非子集解 1998, 二零七-二零八頁 | 明君之所以立功成名者四:一曰天時,二曰人心,三曰技能,四曰勢位。非天時,雖十堯不能冬生一穗;逆人心,雖賁育不能盡人力。故得天時則不務而自生,得人心則不趣而自勸,因技能則不急而自疾,得勢位則不進而名成。若水之流,若船之浮。守自然之道,行毋窮之令,故曰明主。 | Derer, wodurch der hellsichtige Herrscher (jun 君(N)) Leistung beweist und sich einen Namen macht, sind vier: das erste sind die Jahreszeiten des Himmels, das zweite die Herzen der Menschen, das dritte Fertigkeiten und Fähigkeiten, das vierte ist die Machtstellung (shi 勢/埶(N))(wei 位(N)). Entspricht es nicht die Jahreszeit des Himmels, so sind auch zehn Yao nicht in der Lage dazu, eine einzige Ähre hervorzubringen. Handelt man dem Herzen der Menschen zuwider, wären auch Ben oder Yu, nicht dazu in der Lage, die Kraft (li 力(N)) der Menschen zu erschöpfen. Deshalb gilt: bekommt man die Unterstützung der himmlischen Jahreszeiten, dann kommt es kommt von selbst hervor, obwohl man nicht arbeitet; bekommt man die Unterstützung der Herzen der Menschen, dann spornen sie sich von selbst an, obwohl man sie nicht antreibt; folgt man seinen Fertigkeiten und Fähigkeiten, dann ist man von selbst schnell, obwohl man sich nicht beeilt; bekommt man die Unterstützung der Machtstellung (shi 勢/埶(N))(wei 位(N)), dann macht man sich einen Namen, obwohl man nicht gefördert wird. Es ist wie das Fließen des Wassers, wie das Treiben von Booten, er behält den Weg der Natur bei und führt Befehle (ming 命 / ling 令(N)) aus, die unerschöpflich sind, deshalb nennt man ihn den hellsichtigen Herrn (zhu 主(N)). |
Hanfeizi, „Gongming“; Hanfeizi jijie 1998, S. 208-209 | 韓非子, „功名“; 韓非子集解 1998, 二零八-二零九頁 | 至治之國,君若桴,臣若鼓,技若車,事若馬。故人有餘力易於應,而技有餘巧便於事。立功者不足於力,親近者不足於信,成名者不足於勢。近者已親,而遠者不結,則名不稱實者也。聖人德若堯舜,行若伯夷,而位不載於世,則功不立名不遂。故古之能致功名者,眾人助之以力,近者結之以成,遠者譽之以名,尊者載之以勢。 | In einem Staat (guo 國 / yu 域(N)) höchster Ordnung (zhi 治(N)) ist der Herrscher (jun 君(N)) wie der Schlegel, die Untertanen/Minister (chen 臣(N)) wie die Trommel, die Fähigkeiten sind wie ein Wagen, die Staatsangelegenheiten sind wie Pferde. Folglich, wenn ein Mensch überschüssige Kraft (li 力(N)) besitzt, reagiert er einfach (auf Befehle?), wenn es über die Fähigkeiten hinaus noch Geschicke gibt, ist das gut für die Staatsangelegenheiten. Sind diejenigen, die Leistung beweisen, nicht ausreichend an physischer Kraft (li 力(N)), sind diejenigen, die (dem König?) nahestehen nicht ausreichend an Vertrauenswürdigkeit, sind diejenigen, die sich einen Namen machen wollen, nicht ausreichend an Machtposition (zu yu shi 足於勢), sind die, die nah sind, (nicht) mehr vertraut und diejenigen, die fern sind, sind nicht verbunden, dann ist er einer, dessen Name nicht zur Wirklichkeit passt. Die charismatische Macht (de 德(N)) des Weisen ist wie die von Yao und Shun, sein Handeln wie das von Bo Yi, aber wird seine Position (wei 位(N)) nicht von der Welt unterstützt/getragen, dann wird seine Leistung nicht aufgestellt, sein Name/Ruf wird nicht vollkommen. Daher gilt für diejenigen des Altertums, die in der Lage dazu waren, Erfolge und einen [guten] Namen zu erlangen, dass das Volk sie mit seiner physischen Kraft (li 力(N)) unterstützte, dass die in seinem näheren Umfeld sich ihm mit Treue verbünden, dass die weit entfernten ihn mit seinem Namen preisen, dass die Erhabenen ihn mit Machtstellungen (shi 勢/埶(N)) beladen. |
Hanfeizi, „Gongming“; Hanfeizi jijie 1998, S. 208.1 | 韩非子, „功名“; 韓非子集解 1998, 二零八頁 | 夫有材而無勢,雖賢不能制不肖。故立尺材於高山之上,下臨千仞之谿,材非長也,位高也。桀為天子,能制天下,非賢也,勢重也。堯為匹夫,不能正三家,非不肖也,位卑也。千鈞得船則浮,錙銖失船則沈。非千鈞輕而錙銖重也,有勢之與無勢也。故短之臨高也以位,不肖之制賢也以勢。 | Es gilt: Besitzt man Talent aber keine Machtposition (shi 勢/埶(N)), ist man nicht in der Lage dazu, die Unfähigen unter Kontrolle zu bringen (zhi 制(V)), auch wenn man ein Fähiger ist. Deshalb gilt: Stellt man ein einen Fuß langes Stück Holz auf einen hohen Berg, dann überblickt (lin 臨(V)) es eine Schlucht von der Tiefe von tausend ren; es ist nicht so, dass das Stück Holz lang wäre, es ist so, da [seine] Position hoch ist (wei gao 位高). Dass Jie als Himmelssohn (tianzi 天子(N)) in der Lage dazu war, die Welt (tian xia 天下(N)) zu kontrollieren (zhi 制(V)), lag nicht daran, dass er fähig gewesen wäre, seine Machtposition (shi 勢/埶(N)) wog schwer; dass Yao als einfacher Mann nicht in der Lage dazu war, die drei Haushalte zu richten (zheng 正/証(V)), lag nicht daran, dass er unfähig gewesen wäre, seine Position war [zu] niedrig (wei bei 位卑). Wenn tausend jun ein Boot haben, dann treiben sie, aber wenn wenige Gramm das Boot verlieren, dann gehen sie unter; es ist nicht so, dass tausend jun leicht und wenige Gramm schwer wären, es ist eine Frage davon, ob man eine Machtposition hat (you shi 有勢) oder nicht. Deshalb: Überblickt (lin 臨(V)) etwas Kurzes etwas Hohes, dann ist es wegen seiner Position (wei 位(N)); kontrollieren (zhi 制(V)) die Unfähigen die Fähigen, dann ist es wegen ihrer Machtposition (shi 勢/埶(N)). |
Hanfeizi, „Gongming“; Hanfeizi jijie 1998, S. 208.3 | 韩非子, „功名“; 韓非子集解 1998, 二零八頁 | 桀為天子,能制天下,非賢也,勢重也。堯為匹夫,不能正三家,非不肖也,位卑也。 | Dass Jie als Himmelssohn (tianzi 天子(N)) in der Lage dazu war, die Welt (tianxia 天下(N)) zu kontrollieren (zhi 制(V)), lag nicht daran, dass er fähig gewesen wäre –seine Machtposition (shi 勢/埶(N)) wog schwer; dass Yao als einfacher Mann nicht in derLage dazu war, die drei Haushalte zu richten (zheng 正/証(V)), lag nicht daran, dass erunfähig gewesen wäre – seine Position war [zu] niedrig (wei bei 位卑). |
Hanfeizi, „Jian jie shi chen“; Hanfeizi jijie 1998, S. 101 | 韓非子, „姦劫弒臣“; 韓非子集解 1998, 一零一頁 | 故善任勢者國安,不知因其勢者國危。 | Folglich, wenn man gut darin ist, die Machtposition zu tragen (ren shi 任勢), ist das Reich (guo 國 / yu 域(N)) sicher; wenn man nicht weiß, seine Machtposition (shi 勢/埶(N)) zu nutzen, ist das Reich (guo 國 / yu 域(N)) in Gefahr. |
Hanfeizi, „Jianjie shichen“; Hanfeizi jijie 1998, S. 105 | 韓非子, „姦劫弒臣“; 韓非子集解 1998, 一零五頁 | 無威嚴之勢,賞罰之法,雖堯、舜不能以為治。 | Wenn man weder eine Machtposition (shi 勢/埶(N)) von Autorität (wei 威/畏(N)) und Strengheit hat, noch ein Gesetz (fa 法(N)) über Belohnungen (shang 賞(N)) und Bestrafungen (fa 罰(N)), auch wenn dann man Yao oder Shun wäre, wäre man nicht dazu in der Lage hiermit Ordnung zu schaffen (zhì / chí 治(V)). |
Hanfeizi, „Nan shi“; Hanfeizi jijie 1998, S. 388.3 | 韓非子, „難勢“; 韓非子集解 1998, 三八八頁 | 由此觀之,賢智未足以服眾,而勢位足以缶賢者也。 | [Shenzi sagt: ] Betrachtet man es von diesem Blickwinkel aus, sind Fähigkeit und Weisheit noch nicht ausreichend, um die Massen zu unterwerfen (fu 服(V)), aber Machtposition (shi 勢/埶(N)) und Status (wei 位(N)) reichen aus, um Fähige zu beugen. |
Hanfeizi, „Nan shi“; Hanfeizi jijie 1998, S. 390.1 | 韓非子, „難勢“; 韓非子集解 1998, 三九零頁 | 勢者,養虎狼之心,而成暴亂之事者也,此天下之大患也。勢之於治亂,本末有位也,而語專言勢之足以治天下者,則其智之所至者淺矣。 | Was die Machtposition (shi 勢/埶(N)) angeht, ist sie dasjenige, was das Herz von Tiger und Wolf nährt und die Arbeit von Gewalttätigkeit und Unordnung verwirklicht, so ist dies ein großes Unheil für die Welt (tian xia 天下(N)). Was das Verhältnis der Machtposition (shi 勢/埶(N)) zu Ordnung (zhi 治(N)) und Unordnung angeht, hat sie ursprünglich noch keine [feste] Stellung (wei 位(N)); aber wenn die Worte [Shenzis] nur davon reden, dass die Machtposition (shi 勢/埶(N)) ausreichend ist, um die Welt (tian xia 天下(N)) zu ordnen (zhì / chí 治(V)), dann ist das, was sein Intellekt erreicht, flach. |
Hanfeizi, „Nan shi“; Hanfeizi jijie 1998, S. 390.2 | 韓非子, „難勢“; 韓非子集解 1998, 三九零頁 | 今以國位為車,以勢為馬,以號令為轡,以刑罰為鞭筴,使堯、舜御之則天下治,桀、紂御之則天下亂,則賢不肖相去遠矣。 | Wenn man nun die Position innerhalb eines Landes (guo wei 國位) als Gefährt nähme, die Machtposition (shi 勢/埶(N)) als Pferd, Verordnungen und Befehle (ming 命 / ling 令(N)) als Zaumzeug und Körperstrafen (xing 刑(N)) und Bestrafungen (fa 罰(N)) als Gerte und Peitsche und ließe Yao und Shun sie lenken (yu 御/馭(V)), dann wäre die Welt (tian xia 天下(N)) geordnet (zhì / chí 治(V)); ließe man Jie und Zhou sie lenken (yu 御/馭(V)), dann wäre die Welt (tian xia 天下(N)) in Unordnung, somit sind Fähige und Unfähige weit voneinander entfernt. |
Hanfeizi, „Nan shi“; Hanfeizi jijie 1998, S. 391.1 | 韓非子, „難勢“; 韓非子集解 1998, 三九一頁 | 復應之曰:其人以勢為足恃以治官。客曰「必待賢乃治」,則不然矣。夫勢者,名一而變無數者也。勢必於自然,則無為言於勢矣;吾所為言勢者,言人之所設也。今曰「堯、舜得勢而治,桀、紂得勢而亂」,吾非以堯、桀為不然也。雖然,非一人之所得設也。 | Erneut antwortet man ihm: Dieser Mann (i.e. Shenzi) meint, eine Machtposition (shi 勢/埶(N)) sei genug, um sich für die Ordnung (zhì / chí 治(V)) seines Amtes (guan 官(N)) darauf zu stützen. Wenn der Gast sagt „Man muss sich auf Fähige stützen, erst dann herrscht Ordnung (zhì / chí 治(V))“, dann ist dies falsch. Was Machtpositionen (shi 勢/埶(N)) angeht, so sind sie etwas, das [zwar] einen Namen, aber unzählige Umsetzungen hat. Wenn Machtpositionen (shi 勢/埶(N))etwas wären, was auf dem basiert, was von selbst so ist, dann gäbe es keinen Grund, über Machtpositionen (shi 勢/埶(N)) zu reden. Das, was ich mit Machtposition (shi 勢/埶(N)) bezeichne, meint das, was Menschen konstituieren. Wenn ich sage, dass wenn Yao und Shun eine Machtposition bekämen (de shi 得勢), Ordnung herrschen würde (zhì / chí 治(V)), und wenn Jie und Zhou eine Machtposition bekämen (de shi 得勢), Unordnung herrschen würde, dann meine ich nicht, dass es mit Yao und Jie nicht so sein würde. [Doch] auch wenn dem so wäre, so wäre es nichts, was ein Mensch [alleine] konstitutionieren könnte. |
Hanfeizi, „Nan shi“; Hanfeizi jijie 1998, S. 391.2 | 韓非子, „難勢“; 韓非子集解 1998, 三九一頁 | 夫堯、舜生而在上位,雖有十桀、紂不能亂者,則勢治也;桀、紂亦生而在上位,雖有十堯、舜而亦不能治者,則勢亂也。故曰:「勢治者則不可亂,而勢亂者則不可治也。」此自然之勢也,非人之所得設也。 | Kommen nun Yao und Shun hervor und sind in den oberen Positionen (wei 位(N)), was dann das angeht, dass auch wenn es zehn Jie und Zhou gäbe, sie keine Unordnung hervorrufen könnten, dann liegt das daran, dass die Machtkonstellation/Machtverhältnisse geordnet ist/sind (shi zhi 勢治); kommen nun zehn Jie und Zhou hervor und sind in den oberen Positionen (wei 位(N)), was dann das angeht, dass auch wenn es zehn Yao und Shun gäbe, sie keine Ordnung schaffen (zhì / chí 治(V)) könnten, dann liegt das daran, dass die Machtkonstellation in Unordnung ist (shi luan 勢亂). Deshalb sage ich: „Wenn die Machtkonstellation geordnet ist (shi zhi 勢治), dann ist es nicht möglich, Unordnung hervorzurufen; und wenn die Machtkonstellation ungeordnet ist (shi luan 勢亂), dann ist es nicht möglich, Ordnung zu schaffen (zhì / chí 治(V)).“ Dies ist die Machtkonstellation (shi 勢/埶(N)) die von selbst so ist, sie ist nichts, was Menschen konstituieren könnten. |
Hanfeizi, „Nansan“; Hanfeizi jijie 1998, S. 374 | 韓非子, „難三“; 韓非子集解 1998, 三七四頁 | 法敗而政亂,以亂政治敗民,未見其可也。且民有倍心者,君上之明有所不及也。不紹葉公之明,而使之悅近而來遠,是舍吾勢之所能禁而使與下行惠以爭民,非能持勢者也。 | Ich habe noch nie gesehen, dass, wenn die Gesetzgebung (fa 法(N)) zunichtegemacht worden und die Regierung (zheng 政(N)) in Unordnung ist, mit einer ungeordneten Regierung (zheng 政(N)) ein zerstörtes Volk zu ordnen (zhì / chí 治(V)) möglich ist. Gibt es dann im Volk außerdem noch die Bestrebung zu rebellieren, [dann] gibt es Dinge, die die Weisheit des Regenten (jun 君(N))(shang 上(N)) nicht erreicht. Die Weisheit des Herzog (gong 公(N)) She nicht auszuweiten, aber ihn die Nahen erfreuen und die Fernen anlocken lassen, dies ist das aufzugeben, was eine Machtposition (shi 勢/埶(N)) verhindern kann und ihn großzügig gegenüber Niederen (xia 下(N)) werden zu lassen, um um [die Gunst des] Volkes zu eifern. Es ist kein Fall davon, dazu in der Lage zu sein, seine Machtposition zu halten (chi shi 持勢). |
Hanfeizi, „Nanshi“; Hanfeizi jijie 1998, S. 390 | 韓非子 , „難勢“; 韓非子集解 1998, 三九零頁 | 桀、紂得乘勢肆行者,南面之威為之翼也。 | Dass Jie und Zhou sich ihre Machtposition (shi 勢/埶(N)) zunutze machen und tun und lassen konnten, was ihnen beliebte, lag daran, dass ihre Autorität (wei 威/畏(N)) als Herrscher (nan mian 南面(V)) sie dabei unterstützte. |
Hanfeizi, „Ren zhu“; Hanfeizi jijie 1998, S. 470.1 | 韓非子, „人主“; 韓非子集解 1998, 四七零頁 | 夫馬之所以能任重引車致遠道者,以筋力也。萬乘之主、千乘之君所以制天下而征諸侯者,以其威勢也。威勢者,人主之筋力也。 | Nun, das wodurch Pferde dazu in der Lage sind, schwere Gewichte zu tragen und Wagen über weite Wege zu ziehen, ist ihre Muskelkraft (li 力(N)). Das, wodurch ein Herrscher (zhu 主(N)) über zehntausend Streitwagen oder ein Fürst (jun 君(N)) über tausend Streitwagen die Welt (tian xia 天下(N)) kontrolliert (zhi 制(V)) und die gesamten Fürstentümer unterwirft, ist mit seiner autoritären Machtposition (yi shi 以勢). Die autoritäre Machtposition (shi 勢/埶(N)) ist die Muskelkraft (li 力(N)) des Herrschers (zhu 主(N)) über die Menschen. |
Hanfeizi, „Ren zhu“; Hanfeizi jijie 1998, S. 470.2 | 韓非子, „人主“; 韓非子集解 1998, 四七零頁 | 今大臣得威,左右擅勢,是人主失力;人主失力而能有國者,千無一人。 | Gesetzt den Fall, dass die großen Minister (da chen 大臣) Autorität (wei 威/畏(N)) erlangen und die Gefolgschaft (zuo you 左右(N)) die Machtposition (shi 勢/埶(N)) usurpiert, dann heißt dies, dass der Herrscher (zhu 主(N)) über die Menschen seine Stärke (li 力(N)) verliert/einbüßt. Von den Fällen, in denen der Herrscher (zhu 主(N)) über die Menschen seine Stärke (li 力(N)) verliert, aber ein Land (guo 國 / yu 域(N)) beherrschen (you 有(V)) kann, gibt es unter tausend nicht einen. |
Hanfeizi, „Ren zhu“; Hanfeizi jijie 1998, S. 470.4 | 韓非子, „人主“; 韓非子集解 1998, 四七零頁 | 今則不然,其當途之臣得勢擅事以環其私,左右近習朋黨比周以制疏遠,則法術之士奚時得進用,人主奚時得論裁?故有術不必用,而勢不兩立,法術之士焉得無危! | Heutzutage ist dem nicht so: gewinnen die zuständigen Minister (chen 臣(N)) an Machtposition (de shi 得勢) und reißen die Kontrolle über die Staatsangelegenheiten an sich (shan 擅(V)), um ihr Privates zu schützen; formen die Gefolgsleute (zuoyou 左右(N)) und Vertrauten Lager und Gruppen, um zu kontrollieren (zhi 制(V)), wer dem König fern bleibt, zu welchen Zeiten können dann Dienstadelige (shi 士(N)) vertraut in der Gesetzeskunst genutzt werden, zu welchen Zeiten kann der Herrscher (zhu 主(N)) der Menschen dann Entscheidungen in Diskussionen fällen? Werden die, die die Kunst besitzen, nicht zwangsweise genutzt und die Machtposition (shi 勢/埶(N)) wird nicht zweimal aufgestellt, wie könnten da die Dienstadeligen (shi 士(N)) der Gesetzeskunst keiner Gefahr ausgesetzt sein? |
Hanfeizi, „Renzhu“; Hanfeizi jijie 1998, S. 469-470.1 | 韓非子, „人主“; 韓非子集解 1998, 四六九-四七零 | 人主之所以身危國亡者,大臣太貴,左右太威也。[...] 威勢者,人主之筋力也。今大臣得威,左右擅勢,是人主失力,人主失力而能有國者,千無一人。 | Der Grund dafür, dass der Herrscher (zhu 主(N)) der Menschen persönlich in Gefahr ist und das Land (guo 國 / yu 域(N)) untergeht (wang 亡(V)), liegt darin, dass die großen Minister (da chen 大臣) eine zu hohe Position inne haben und ihre Gefolgschaft (zuoyou 左右(N)) zu viel Autorität (wei 威/畏(V)) besitzt. […] Die autoritäre Machtposition (shi 勢/埶(N)) ist die Muskelkraft des Herrschers (zhu 主(N)) der Menschen. Nun, erlangen die großen Minister (da chen 大臣) Autorität (wei 威/畏(N)) und usurpieret die Gefolgschaft (zuoyou 左右(N)) die Machtposition (shan 擅(V))(shi 勢/埶(N)), heißt dies, dass der Herrscher (zhu 主(N)) der Menschen seine Kraft (li 力(N)) verliert. Den Fall, dass der Herrscher (zhu 主(N)) der Menschen seine Kraft (li 力(N)) verliert und in der Lage dazu ist, sein Land (guo 國 / yu 域(N)) zu regieren (you 有(V)), davon gibt es unter tausenden nicht einen. |
Hanfeizi, „Renzhu“; Hanfeizi jijie 1998, S. 470 | 韓非子, „人主“; 韓非子集解 1998, 四七零頁 | 主有術士,則大臣不得制斷,近習不敢賣重,大臣左右權勢息,則人主之道明矣。 | Besitzt der Herrscher (zhu 主(N)) Dienstadelige (shi 士(N)), die in der Kunst [der Gesetzgebung] vertraut sind, dann kommen die großen Minister (da chen 大臣) nicht dazu, über Entscheidungen zu walten (zhi 制(V)), [und] die, die dem Herrscher nahestehen, trauen sich nicht, politisches Gewicht zu verkaufen (mai zhong 賣重). Kommen der politische Einfluss (quan 權(N)) und die Machtstellung (shi 勢/埶(N)) der großen Minister (da chen 大臣) und der Gefolgsleute (zuoyou 左右(N)) zur Ruhe, dann ist der Weg des Herrschers (zhu 主(N)) über die Menschen klar sichtbar. |
Hanfeizi, „Renzhu“; Hanfeizi jijie 1998, S. 470.3 | 韓非子, „人主“; 韓非子集解 1998, 四七零頁 | 主有術士,則大臣不得制斷,近習不敢賣重,大臣左右權勢息,則人主之道明矣。 | Besitzt der Herrscher (zhu 主(N)) Dienstadelige (shi 士(N)), die in der Kunst [der Gesetzgebung] vertraut sind, dann kommen die großen Minister (da chen 大臣) nicht dazu, über Entscheidungen zu walten (zhi 制(V)), [und] die, die dem Herrscher nahestehen, trauen sich nicht, politisches Gewicht zu verkaufen (mai zhong 賣重). Kommen der politische Einfluss (quan 權(N)) und die Machtstellung (shi 勢/埶(N)) der großen Minister (da chen 大臣) und der Gefolgsleute (zuoyou 左右(N)) zur Ruhe, dann ist der Weg des Herrschers (zhu 主(N)) über die Menschen klar sichtbar. |
Hanfeizi, „Wai chu shuo you shang“; Hanfeizi jijie 1998, S. 313 | 韓非子, „外儲說右上“; 韓非子集解 1998, 三一三頁 | 國者,君之車也;勢者,君之馬也。夫不處勢以禁誅擅愛之臣,而必德厚以與天下齊行以爭民,是皆不乘君之車,不因馬之利,釋(舍)車而下走者也。故曰:景公不知用勢之主也,而師曠、晏子不知除患之臣也。 | Das Land (guo 國 / yu 域(N)) ist der Wagen des Fürsten (jun 君(N)); die Machtposition (shi 勢/埶(N)) ist das Pferd des Fürsten (jun 君(N)). Verweilt man nun nicht in der Machtposition (chu shi 處勢), um Minister (chen 臣(N)) mit eigensinnigen Bevorzugungen abzuhalten und zu bestrafen, aber muss Großzügigkeit zeigen, um mit der Welt (tian xia 天下(N)) auf der selben Höhe zu schreiten, um um das Volk wettzueifern, dann ist dies alles [so, wie] den Wagen des Fürsten (jun 君(N)) nicht zu reiten, den Nutzen des Pferdes nicht auszukosten; es ist den Wagen abzustellen, abzusteigen und [zu Fuß] zu rennen. Deshalb sagt man: Herzog (gong 公(N)) Jing ist ein Herrscher (zhu 主(N)), der es nicht verstand, seine Machtposition (shi 勢/埶(N)) zu nutzen (yong shi 用勢), und Shi Kuang und Yanzi sind Minister (chen 臣(N)), die es nicht verstanden, Unheil zu beseitigen. |
Hanfeizi, „Wai chu shuo you xia“; Hanfeizi jijie 1998, S. 343 | 韓非子, „外儲說右下“; 韓非子集解 1998, 三四三頁 | 故曰:人主者不操術,則威勢輕而臣擅名。 | Deshalb sagt man: Hält der Herrscher (zhu 主(N)) der Menschen nicht die [Regierungs-]Kunst in seinen Händen, dann ist seine ehrfurchtgebietende Macht (wei 威/畏(N)) und Machtposition (shi 勢/埶(N)) schwach (shi qing 勢輕) ausgeprägt und die Minister (chen 臣(N)) usurpieren (shan 擅(V)) den Ruf [des Staates]. |
Hanfeizi, „Wu du“; Hanfeizi jijie 1998, S. 451 | 韓非子, „五蠹“; 韓非子集解 1998, 四五一頁 | 布衣相與交,無富厚以相利,無威勢以相懼也,故求不欺之士。今人主處制人之勢,有一國之厚,重賞嚴誅得操其柄,以修明術之所燭,雖有田常、子罕之臣,不敢欺也,奚待於不欺之士! | Tauscht sich das einfache Volk untereinander aus, haben sie keinen Reichtum und Wohlstand, um sich gegenseitig zu nutzen, haben sie keine Autorität (wei 威/畏(N)) und Machtposition (shi 勢/埶(N)), sich gegenseitig in Furcht zu versetzen, deshalb suchen sie Dienstadelige (shi 士(N)), die nicht betrügen. Verweilt der Herrscher über Menschen nun in einer Machtposition(chu shi 處勢), von der aus er andere kontrolliert (zhi 制(V)),verfügt er über den Reichtum eines [ganzen] Landes (guo 國 / yu 域(N)), legt er Wert auf Belohnungen (shang 賞(N)) und achtet genau auf Strafen, und kann er Gebrauch von seinen [politischen] Schalthebeln (bing 柄/秉(N)) machen, um dem Leuchten der strahlenden Künste zu folgen: auch wenn man dann Diener wie Tian Chang oder Zihan hat, so werden diese es nicht wagen, zu betrügen. Warum sollte man dann noch auf Dienstadelige (shi 士(N)) warten, die nicht betrügen? |
Hanfeizi, „Wudu“; Hanfeizi jijie 1998, S. 444-445 | 韓非子, „五蠹“; 韓非子集解 1998, 四四四-四四五頁 | 是以古之易財,非仁也,財多也;今之爭奪,非鄙也,財寡也。輕辭天子,非高也,勢薄也;(重)爭土橐,非下也,權重也。 | Wenn daher im Altertum materielle Güter gering geschätzt wurden, lag das nicht daran, dass man menschlich war, es war so, dass die Güter viele waren; dass heutzutage Streit herrscht, liegt nicht daran, dass man niederträchtig wäre, sondern , dass die Güter wenige sind; wenn man einfach als Sohn des Himmels (tianzi 天子(N)) abdankt (ci 辭(V)), so ist es nicht, weil man hochgesinnt ist, sondern weil die Machtposition (shi 勢/埶(N)) unbedeutend (shi bo 勢薄)[geworden] ist; wenn das Volk um Anstellung und Vertrauen kämpft, dann liegt das nicht daran, weil sie niedrig wären, sondern weil der politische Einfluss schwer wiegt (quan zhong 權重). |
Hanfeizi, „Wudu“; Hanfeizi jijie 1998, S. 446-447 | 韓非子, „五蠹“; 韓非子集解 1998, 四四六-四四七頁 | 且民者固服於勢,寡能懷於義。[…]民者固服於勢。勢誠易以服人,故仲尼反為臣,而哀公顧為君。仲尼非懷其義,服其勢也。故以義則仲尼不服於哀公,乘勢則哀公臣仲尼。 | Was außerdem für das Volk gilt, so fügt es sich zweifellos vor der Machtstellung (fu yu shi 服於勢), [nur] wenige sind in der Lage, Rechtschaffenheit zu verehren. […] Was das Volk angeht, so fügt es sich zweifellos vor der Machtstellung (fu yu shi 服於勢), es ist wahrlich einfach mit einer Machtstellung (shi 勢/埶(N)) Leute fügsam zu machen (fu 服(V)), deshalb war Konfuzius unerwarteterweise [nur] Untertan (chen 臣(N)), aber Herzog (gong 公(N)) Ai hingegen Regent/Fürst (jun 君(N)). Es ist nicht so, dass Konfuzius seine Rechtschaffenheit verehrt hätte, er fügte (fu 服(V)) sich seiner Machtstellung (shi 勢/埶(N)). Nimmt man folglich Rechtschaffenheit [als Ausgangspunkt], dann fügt sich Konfuzius nicht vor Herzog (gong 公(N)) Ai, aber nutzt er seine Machtstellung (cheng shi 乘勢), dann macht Herzog (gong 公(N)) Ai Konfuzius zu seinem Untertan/Diener (chen 臣(V)). |
Huainanzi, „Binglüe xun“; Huainanzi jishi 1998, S. 1065-1066 | 淮南子, „兵略訓“; 淮南子集釋 1998, 一零六五-一零六六頁 | 故文之所以加者淺,則勢之所勝者小,德之所施者博,而威之所制者廣。威之所制者廣,則我強而敵弱矣。 | Deshalb gilt: Ist das, was durch zivile Maßnahmen (wen 文(N)) hinzugefügt wird, seicht, dann ist das, was die Machtposition (shi 勢/埶(N)) besiegt (sheng 勝(V)), wenig; ist das, was die Güte (de 德(N)) gibt, weit, dann ist das, was die Autorität (wei 威/畏(N)) kontrolliert (zhi 制(V)), weit; ist das, was die Autorität (wei 威/畏(N)) kontrolliert (zhi 制(V)), weit, dann ist das eigene [Reich] stark (qiang 強(V)), aber der Gegner schwach. |
Huainanzi, „Yuandaoxun“; Huainanzi jishi 1998, S. 74 | 淮南子, „原道訓“; 淮南子集釋, 七四頁 | 夫有天下者,豈必攝權持勢,操殺生之柄,而以行其號令邪?吾所謂有天下者,非謂此也,自得而已。自得,則天下亦得我矣。 | Nun, was denjenigen angeht, der die Welt (tian xia 天下(N)) besitzt (you 有(V)), wie könnte es sein, dass er politischen Einfluss (quan 權(N)) aufnehmen, eine Machtposition (shi 勢/埶(N)) halten, und die Schalthebel über Tod und Leben (sha sheng zhi bing 殺生之柄) in den Händen halten muss, um so seine Befehle und Verordnungen (ming 命 / ling 令(N)) durchzuführen? Das ist nicht, was ich mit „derjenige, der die Welt (tian xia 天下(N)) besitzt (you 有(V))“ meine. Es ist nur ein „von allein erhalten“. Erhält man [die Welt] von allein, dann erhält die Welt (tian xia 天下(N)) auch einen selbst. |
Huainanzi, „Zhushu xun“; Huainanzi jishi 1998, S. 647 | 淮南子, „主術訓“; 淮南子集釋 1998, 六四七頁 | 權勢者,人主之車輿,爵祿者,人臣之轡銜也。是故人主處權勢之要,而持爵祿之柄,審緩急之度,而適取予之節,是以天下盡力而不倦。 | Einfluss (quan 權(N)) und Machtposition (shi 勢/埶(N)) sind der Wagen des Herrschers (zhu 主(N)) über andere; Titel (jue 爵(N)) und Vergütungen (lu 祿(N)) sind das Zaumzeug und die Trense seiner Minister (chen 臣(N)). Aus diesem Grund besitzt der Herrscher (zhu 主(N)) über andere Einfluss (quan 權(N)) und Machtposition (shi 勢/埶(N)) und hält die Schalthebel (bing 柄/秉(N)) von Titeln (jue 爵(N)) und Vergütungen (lu 祿(N)) fest in seiner Hand. Er überprüft das Maß (du 度(N)) von Dringlichkeiten und passt die Begrenzung von Geben und Nehmen an. Aus diesem Grund erschöpft die Welt ihre Kraft unermüdlich. |
Huainanzi, „Zhushu xun“; Huainanzi jishi 1998, S. 664 | 淮南子, „主術訓“; 淮南子集釋 1998, 六六四頁 | 是故權勢者,人主之車輿也;大臣者,人主之駟馬也。體離車輿之安,而手失駟馬之心,而能不危者,古今未有也。 | Deshalb sind politischer Einfluss (quan 權(N)) und Machtposition (shi 勢/埶(N)) der Wagen des Herrschers (zhu 主(N)) über die Menschen; die großen Minister (da chen 大臣) sind das Vierergespann des Herrschers (zhu 主(N)) über die Menschen. Jemanden, dessen Körper die Sicherheit des Wagens verlassen hat und dessen Hände das Herz des Vierergespanns verloren haben und der nicht in Gefahr ist, gab es im Altertum und Heutzutage noch nie. |
Shangshu, Zhou shu, „Jun chen“; Shangshu zhengyi 2000, S. 580 | 尚書, „君陳“; 尚書正義 2000, 五八零頁 | 王曰:「君陳,爾惟弘周公丕訓,無依勢作威,無倚法以削,寬而有制,從容以和。[...]」 | Der König (wang 王(N)) [König Cheng] sprach: „Junchen! Wenn du die großen Lehren des Zhou Patriarchen (gong 公(N)) verbreitest, [dann] betreibe nicht auf deine Machtposition (shi 勢/埶(N)) gestützt tyrannische Herrschaft (zuo wei 作威); betreibe nicht dich auf das Gesetz (fa 法(N)) stützend Unterdrückung, sei mild, aber habe Kontrolle (zhi 制(N)), sei duldsam, um Harmonie zu stiften. [...]“ |
Shiji, „Laozi Hanfei Liezhuan“; Shiji 2010, S. 4447 | 史記, „老子韓非列傳“; 史記 2010, 四四四七頁 | 於是韓非疾治國不務修明其法制,執勢以御其臣下,富國彊兵而以求人任賢,反舉浮淫之蠹而加之於功實之上。 | Daraufhin verabscheute Han Fei es, dass man beim Regieren (zhì / chí 治(V)) des Landes (guo 國 / yu 域(N)) nicht danach strebt, seine Gesetzgebung (fa 法(N))(zhi 制(N)) zu kultivieren und verständlich/unparteiisch zu machen, dass man nicht an seiner Machtposition (shi 勢/埶(N)) festhält, um seine Untertanen (chen 臣(N)) zu lenken (yu 御/馭(V)), dass man das Land (guo 國 / yu 域(N)) nicht bereichert, die Armee nicht verstärkt, um Andere wirbt und Fähigen Verantwortung überträgt, sondern im Gegenteil inaktives, gewissensloses Ungeziefer fördert und es über verdienstvolle und verlässliche [Beamte] stellt. |
Shiji, „Li Si liezhuan“; Shiji 2010, S. 5573 | 史記, „李斯列傳“; 史記 2010, 五五七三頁 | 明主聖王之所以能久處尊位,長執重勢,而獨擅天下之利者,非有異道也,能獨斷而審督責,必深罰,故天下不敢犯也。 | Der Grund dafür, dass hellsichtige Herrscher (zhu 主(N)) und weise Könige (wang 王(N)) dazu in der Lage sind, lange in einer ehrenhaften Position (wei 位(N)) zu verweilen, lange eine einflussreiche Machtposition (shi 勢/埶(N)) zu ergreifen und alleinig den Nutzen auf der Welt (tian xia 天下(N)) zu monopolisieren (shan 擅(V)), ist nicht, dass sie einen anderen Weg beschreiten, [sondern] dass sie dazu in der Lage sind, unabhängig Entscheidungen zu fällen ((du) duan (獨)斷(V)), Kontrolle und Tadel sorgsam zu begutachten und gewiss harte Strafen (fa 罰(N)) anordnen. Deshalb wagt die Welt (tian xia 天下(N)) nicht, ihnen zu trotzen. |
Shiji, „Li Si liezhuan“; Shiji 2010, S. 5576 | 史記, „李斯列傳“; 史記 2010, 五五七六頁 | 故明主能外此三者,而獨操主術以制聽從之臣,而修其明法,故身尊而勢重也。凡賢主者,必將能拂世磨俗,而廢其所惡,立其所欲,故生則有尊重之勢,死則有賢明之謚也。是以明君獨斷,故權不在臣也。 | Deshalb ist der weise Herrscher (zhu 主(N)) in der Lage, diese drei fernzuhalten und eigenmächtig die Herrscherkunst zu handhaben (cao 操(V)), um die gehorsamen (cong 從(V)) Minister (chen 臣(N)) zu kontrollieren (zhi 制(V)) und seine unparteiischen Gesetze (fa 法(N)) zu verbessern, folglich ist seine Person erhaben und seine Machtposition (shi 勢/埶(N)) wiegt schwer. Generell gilt, dass ein fähiger Herrscher (zhu 主(N)) gewiss dazu in der Lage sein muss, seiner Zeit entgegen zu handeln und die Bräuche zu verbessern, das zu verwerfen, was er verabscheut, und das aufzustellen, was er möchte. Folglich hat er im Leben eine ehrenvolle und einflussreiche Machtposition (shi 勢/埶(N)), und im Tod hat er einen posthumen Namen (shi 諡/謚(N)), der von seiner Fähigkeit und Hellsicht [zeugt]. Aus diesem Grund entscheidet der hellsichtige Fürst (jun 君(N)) unabhängig ((du) duan (獨)斷(V)), folglich liegt die Entscheidungsgewalt (quan 權(N)) nicht bei den Ministern (chen 臣(N)). |
Shuoyuan, „Jundao“; Shuoyuan jiaozheng 1987, S. 31 | 說苑, „君道“; 說苑校證 1987, 三一頁 | 尊君卑臣者,以勢使之也。夫勢失則權傾,故天子失道則諸侯尊矣,諸侯失政則大夫起矣,大夫失官則庶人興矣。由是觀之,上不失而下得者,未嘗有也。 | Dass Herrscher (jun 君(N)) ehrwürdig (zun 尊(V)) sind und Minister (chen 臣(N)) bescheiden, wird durch die Machtposition (shi 勢/埶(N)) bewirkt (yi shi 以勢). Wenn nun die Machtposition (shi 勢/埶(N)) verloren geht, dann kippt der politische Einfluss (quan qing 權傾). Deshalb gilt: Wenn der Himmelssohn (tianzi 天子(N)) vom rechten Weg abkommt, dann gelangen die Regionalherrscher in ehrwürdige (zun 尊(V)) Positionen; wenn die Regionalherrscher die Regierungsgeschäfte (zheng 政(N)) aus der Hand geben, dann kommen die Großen (da fu 大夫(N)) empor; verlieren die Großen (da fu 大夫(N)) ihre offizielle Position (guan 官(N)), dann steigt das gemeine Volk empor. Wenn man dies so betrachtet, gab es noch nie den Fall, dass die Unteren (xia 下(N)) etwas erlangen, was die Oberen (shang 上(N)) nicht aus der Hand gegeben haben. |
Shuoyuan, „Tancong“; Shuoyuan jiaozheng 1987, S. 399 | 說苑, „談叢“; 說苑校證 1987, 三九九頁 | 財不如義高,勢不如德尊。父不能愛無益之子,君不能愛不軌之民。君不能賞無功之臣,臣不能死無德之君。 | Reichtum ist nicht so gut wie dass die eigene Rechtschaffenheit hoch ist; eine Machtposition (shi 勢/埶(N)) ist nicht so gut wie dass die eigene Tugendkraft (de 德(N)) geehrt wird. Der Vater kann keinen Sohn lieben, der keinen Nutzen bringt; der Fürst (jun 君(N)) kann kein Volk lieben, dass nicht den Konventionen folgt (gui 軌(V)). Der Fürst (jun 君(N)) kann nicht einen Minister (chen 臣(N)) belohnen (shang 賞(V)), der keine Leistungen hat; der Minister (chen 臣(N)) kann nicht für einen Fürsten (jun 君(N)) sterben, der keine Güte (de 德(N)) hat. |
Shuoyuan, „Zhiwu“; Shuoyuan jiaozheng 1987, S. 380 | 說苑, „指武“; 說苑校證 1987, 三八零頁 | 五帝三王教以仁義,而天下變也,孔子亦教以仁義,而天下不從者,何也?昔明王有紱冕以尊賢,有斧鉞以誅惡,故其賞至重而刑至深,而天下變;孔子賢顏淵無以賞之,賤孺悲無以罰之,故天下不從。是故道非權不立,非勢不行,是道尊然後行。 | Die Fünf Kaiser und Drei Könige unterwiesen mit Menschlichkeit und Rechtschaffenheit und die Welt (tian xia 天下(N)) veränderte sich, was aber das angeht, dass Konfuzius, der auch mit Menschlichkeit und Rechtschaffenheit unterwies, aber dem die Welt (tian xia 天下(N)) nicht folgte, wie kam es dazu? Früher hatten die weisen Könige (wang 王(N)) Schärpen und Mützen, um die Fähigen zu honorieren, hatten Axt und Streitaxt, um die Schuldigen/Frevler zu bestrafen, deshalb wogen ihre Belohnungen (shang 賞(N)) auf das Schwerste und saßen ihre Bestrafungen (xing 刑(N)) auf das Tiefste und die Welt (tian xia 天下(N)) veränderte sich. Konfuzius sah Yan Yuan (Yan Hui) als fähig an, hatte jedoch nichts, um ihn zu belohnen (shang 賞(V)), er sah herab auf Ru Bei, hatte jedoch nichts, um ihn zu ahnden (fa 罰(V)); deshalb folgte die Welt (tian xia 天下(N)) [ihm] nicht. Aus diesem Grund ist es nicht so, dass der Weg nicht seinen politischen Einfluss etablierte (quan li 權立), ist es nicht so, dass seine Machtposition (shi 勢/埶(N)) es nicht erlaubte (xing shi 行勢), es ist so, dass der Weg erst honoriert werden muss und erst dann praktiziert wird. |
Xinshu, „Zhi bu ding“; Xinshu jiaozhu 2000, S. 71 | 新書, „制不定“; 新書校注 2000, 七一頁 | 仁義恩厚者,此人主之芒刃也;權勢法制,此人主之斤斧也。 | Menschlichkeit, Rechtschaffenheit, Güte und Großzügigkeit, dies sind des Herrschers (zhu 主(N)) Schneide; politischer Einfluss (quan 權(N)), Machtposition (shi 勢/埶(N)), Gesetz (fa 法(N)) und Kontrolle (zhi 制(N)), dies sind des Herrschers (zhu 主(N)) Beil. |
Xinyu, „Bianhuo“; Xinyu jiaozhu 1986, S. 84 | 新語, „辨惑“; 新語校注 1986, 八四頁 | 夫言道因權而立,德因勢而行,不在其位者,則無以齊其政,不操其柄者,則無以制其剛。 | Nun sagt man, dass der Weg gemäß des politischen Gewichts (quan 權(N)) aufgestellt und Gunst (de 德(N)) gemäß der Machtposition (shi 勢/埶(N)) vergeben wird. Ist man jemand, der nicht in einer solchen Position (wei 位(N)) ist, dann hat man keine Möglichkeit, seine Herrschaft (zheng 政(N)) ordentlich zu stimmen; ist man jemand, der nicht solche Schalthebel (bing 柄/秉(N)) in der Hand hält, dann hat man keine Möglichkeit, seine Herrschaftsgrundlagen zu kontrollieren (zhi 制(V)). |