Zentrum oder Peripherie: Herrschaft zwischen gedachter und realer Ordnung in tibetischen Gesellschaften am Beispiel der Namgyal-Dynastie Ladakhs (16.–19. Jh.)

Aus Macht und Herrschaft
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17 – TP Schwieger


Tibetologie

Während grundlegende Studien zur politischen Geschichte, zur Kulturgeschichte, zum Klosterwesen und Mönchtum sowie zum Urkundenwesen Ladakhs vorliegen, fehlt bis dato eine umfassende Untersuchung des ladakhischen Königtums als Herrschaftsform; dies soll im Rahmen des Teilprojekts geleistet werden. Durch die Untersuchung einer Reihe von Teilfragen werden insbesondere die Strategien der Könige Ladakhs zur Stabilisierung der eigenen Herrschaft aufgedeckt und die Ergebnisse in transkultureller Perspektive aufbereitet.

 

Abstract

 

Ergebnisse - was wurde erreicht?

Kenntnisstand und Ausgangsfragestellung bei der letzten Antragstellung

Das Königreich von Ladakh lag in seiner Geschichte stets an einer spannungsgeladenen Grenze zu unterschiedlichen politischen, sozialen und religiösen Systemen. Trotz des prekären Umfelds blieb die Königsherrschaft in Ladakh über lange Zeit erstaunlich stabil. Dies macht das Königreich von Ladakh zu einem vielversprechenden Untersuchungsgegenstand innerhalb des Gesamtprojekts. Vorgelegt werden soll eine umfassende Untersuchung des ladakhischen Königtums als Herrschaftsform. Insbesondere sollen die Strategien der Könige Ladakhs zur Stabilisierung der eigenen Herrschaft aufgedeckt werden.

Ergebnisse sowie angewandte und ggf. neu entwickelte Methoden

Zur Stabilisierung ihrer Macht dienten den ladakhischen Herrschern vor allem ökonomische, politische und religiöse Mittel. Der König unterstützte den Buddhismus, indem er ihm in Gesellschaft und Wirtschaft eine Vorrangstellung einräumte. Als Ausgleich rechtfertigte das religiöse System das Königtum. Wesentlich für den Erhalt des Königreiches von Ladakh war auch die Regulierung des Handels sowie die Kontrolle seiner Routen. Gerade in der Interaktion und Kommunikation mit den umliegenden Herrschaftsträgern waren diplomatische Mittel (Tribut, Heiratspolitik) aber auch militärische Interventionen von großer Bedeutung. Gründe für Auseinandersetzungen lieferte das prekäre politische und kulturelle Umfeld, in dem es sich zu behaupten galt: Der ladakhische Königshof bildete einerseits ein regionales Zentrum, zu dem Andere (Mitglieder der Königsfamilie, Fürsten, Klöster etc.) in einem konfliktreichen Abhängigkeitsverhältnis standen. Andererseits stand das Königreich von Ladakh selbst in – mal mehr oder weniger formalen – Abhängigkeitsverhältnissen zur zentraltibetischen Regierung und zur Moghulherrschaft in Indien. Zur Befriedung ausufernder Konflikte wurden nicht selten hochstehende, angesehene Geistliche als Schlichter berufen, welche über einen meist langen Zeitraum hinweg mit den verschiedenen Parteien Verträge aushandelten. Solche Konsensbemühungen sorgten für eine Stabilisierung von Herrschaft wohingegen militärisch ausgetragene Konflikte in der Regel eine Instabilität politischer Verhältnisse zur Folge hatten.

Der realen Struktur des Königtums von Ladakh lag dabei ein klar definierter buddhistischer Typenschatz zugrunde, dessen Deutungsmuster die soziale Kommunikation über Herrschaft bestimmten und die Interaktion der Herrschaftselite mit der Umwelt prägten. Religiös-ideologische Ideen beeinflussten auch die Konstruktion des physischen sowie symbolischen Raumes und damit die Relationen von Zentrum und Peripherie: Die kosmische Vorstellung einer mandalisch geordneten Welt mit dem Weltenberg im Zentrum wurde nicht nur auf landschaftliche Gegebenheiten übertragen, sondern das Konzept dieser konzentrisch gedachten Ordnung konnte auch als politisches Instrumentarium territorialer Expansion und Kontrolle interpretiert werden, welches den Herrscher und die Regierung ins Zentrum rückte – räumlich wie ideell. An den Rändern des eigenen Herrschaftsbereiches traf dieses Ordnungswissen auf Konzepte anderer sozialer und kultureller Systeme. Die Peripherie fungierte dabei als eine Art Kontaktzone zwischen verschiedenen Einflusssphären. Händler, Nomaden und Pilger hielten die Verbindung zu den angrenzenden Regionen aufrecht und bauten durch ihre persönlichen Kontakte ein weit verzweigtes Netzwerk von politischen, ökonomischen und religiösen Mechanismen auf. Durch Rückgriff auf diese Netzwerke gelang es den obersten Herrschaftsträgern ihre Macht auch in entlegenen Winkeln des Reiches durchzusetzen und zu stabilisieren.

Die als Abschluss der Projektarbeit zu erstellende Monographie soll gegen Ende des Jahres 2020 eingereicht werden. Auf Grund der unerwarteten Fülle der in Ladakh dokumentierten Quellen und der damit einhergehenden zeitintensiven Bearbeitung dieses ‚Roh‘-Materials, kann das Abfassen der Dissertationsschrift voraussichtlich erst im Januar 2020 begonnen werden. Die Gliederung der Forschungsergebnisse wird dafür im Vergleich zum Einrichtungsantrag leicht modifiziert. Diese sollen nun in drei Hauptblöcken präsentiert werden, welche die wichtigen Aspekte des Titels der Arbeit aufgreifen: erstens ‚gedachte Ordnung: Modelle und Strategien‘ (Fragen zum Selbstverständnis der Könige, Formen der Legitimation und Repräsentation), zweitens ‚reale Ordnung: Stellung des Herrschers im Netzwerk sozialer Relationen‘ (Fragen nach der Interaktion und Kommunikation des obersten Herrschaftsträgers mit verschiedenen sozialen Gruppen innerhalb und außerhalb des Königreiches) und drittens ‚Zentrum und Peripherie: Konzepte und Strukturen‘ (Frage nach dem Verhältnis von Zentrum und Peripherie in Herrschaftstheorie und -praxis mit Berücksichtigung der unterschiedlichen Ausprägungen dieser Relationen: räumlich, strukturell, symbolisch/ideell). Für die umfassende Bearbeitung der hier skizzierten Aspekte wurde neben der textnahen Quellenanalyse (Diplomatik, narratologische und semiotische Analyse) auf Methoden und Ansätze aus Systemtheorie (funktionale Methode), Raumsoziologie und Netzwerkanalyse zurückgegriffen.

Weitere Publikationen der Projektmitarbeiterin Teresa Raffelsberger (Tagungsbeiträge, Herausgeberschaft Sammelband) befinden sich aktuell in Planung und werden voraussichtlich 2020/21 erscheinen.

Quellen / Probleme und Schwierigkeiten bei der Umsetzung des Arbeitsprogramms

Die ersten zwei Förderjahre waren vor allem von der Sichtung des bereits vorliegenden und der Beschaffung neuen Quellenmaterials geprägt. Zu diesem Zweck wurden im Laufe der ersten Förderphase von der Mitarbeiterin Teresa Raffelsberger drei längere Forschungsreisen nach Ladakh durchgeführt (2017, 2018 und 2019). Im Fokus dieser Reisen stand die Dokumentation neuen Quellenmaterials, welches Aufschluss über Herrschaftstheorie und -praxis im Königreich von Ladakh geben kann. Auch traditionelle Kommunikationswege sowie das Verhältnis von Zentrum und Peripherie sollten näher untersucht werden. Die Mitarbeiterin wurde dabei von lokalen Assistenten in der Organisation und Durchführung vor Ort unterstützt. Die Kontaktaufnahme mit potentiellen Informanten erwies sich meist als schwierig. Vor allem der Zugang zu schriftlichem Quellenmaterial musste durch langwierige Vertrauensarbeit über Monate erarbeitet werden und war nicht immer von Erfolg gekrönt. Nach längerem, intensiven Vertrauensaufbau mit den zuständigen Personen, gelang es jedoch, Zugang zum Archiv des Klosters Matho in Ladakh zu bekommen und dort eine Reihe diplomatischer Quellen zu fotografieren.

Bei den aus dieser Dokumentation hervorgegangenen, für die Projektarbeit relevanten Quellen handelt es sich vor allem um bisher unveröffentlichte Urkunden der ladakhischen Könige sowie Schreiben verschiedener Amtsträger innerhalb der Administration des Königreiches (insgesamt 70 Schriftstücke unterschiedlicher Länge, die meisten ausgestellt im 17. und 18. Jh.). Die Urkunden befassen sich mit unterschiedlichsten Sachverhalten, wie z. B. der Übertragung von Land und Privilegien für verschiedene Verdienste oder der Freistellung von bestimmten Steuern. Aber auch Anweisungen zur Durchführung bestimmter Rituale für die Königsfamilie, die Konfirmation früher verbriefter Rechte bei Streitfällen oder Verhaltensregeln für Mönche werden thematisiert. Zusammen mit dem bereits bei Projektbeginn vorliegenden und publizierten Material (etwa 150 Herrscherurkunden) und historiographischen Schriften (Chronik, Hagiographien, Reiseberichte) zeichnen diese Quellen ein deutliches Bild, wie Macht und Herrschaft im Königreich von Ladakh ausgehandelt wurden und mit welchen Strategien die Könige Ladakhs ihre eigene Position abzusichern versuchten. Die Bearbeitung dieses Quellenmaterials wurde daher in den Fokus der Projektarbeiten gestellt. Dies bedeutete zu allererst eine gründliche Transliteration der handschriftlichen Urtexte in die Wylie-Umschrift, welche äußerst zeitintensiv war. Wenige ausgewählte Urkunden wurden anschließend im Ganzen oder in Teilen übersetzt. Eine Edition des gesamten neu akquirierten Urkundenmaterials soll nach Möglichkeit bis Ende 2019 abgeschlossen werden (d. h. Transliteration sowie inhaltliche Zusammenfassung aller Urkunden). Es ist geplant, diese als Anhang der Dissertationsschrift zu publizieren und somit weiteren Wissenschaftler*innen für ihre Forschung zur Verfügung zu stellen.

Neben den oben genannten Schriftquellen konnten im Zuge der Forschungsreisen auch eine Reihe von Wandgemälden dokumentiert werden, welche die Könige Ladakhs abbilden. Dieses Quellenmaterial ist bisher in der Forschung zur Geschichte Ladakhs kaum berücksichtigt worden, bietet aber im Hinblick auf Fragen nach der Repräsentation, sozialen Ordnungsvorstellungen sowie der Rezeption der herrschenden Schicht eine hervorragende Grundlage. Die dokumentierten Malereien, insgesamt 14 Stück, befinden sich alle in buddhistischen Tempeln und zeigen den Herrscher in seinem Umfeld. In den meisten Fällen handelt es sich um Festszenen im Beisein einer großen Menschenmenge, andere Gemälde zeigen den Herrscher bei der Huldigung geistlicher Würdenträger. Bestimmte Ausstattungsmerkmale kennzeichnen den obersten Herrschaftsträger und die Mitglieder der königlichen Familie: Kopfbedeckung, Juwel in den Händen, Ehrenschirm usw. Auch sakrale Elemente sind in manchen Malereien zu beobachten: z. B. die Verwendung von Gloriolen oder das goldene Rad, welches den König als religiösen Weltenherrscher kennzeichnet. Diese Attribute spiegeln wiederum Konzepte wieder, die sich auch aus den schriftlichen Quellen herauslesen lassen: so präsentieren beispielsweise die in den Urkunden verwendeten Titel die Herrschenden teils als Religionskönige, Götter oder Weltenherrscher (Cakravartin). Die Malereien können auch Aufschluss über die Stellung des Herrschers im Netzwerk sozialer Relationen geben: beispielsweise durch die Identifikation bestimmter Akteure und Personengruppen im Umfeld des Herrschers oder auch durch das dargestellte Verhältnis von Aristokratie und Klerus, König und Abt. Die religiöse und säkulare Sphäre sind dabei oftmals in unterschiedlicher Beziehung zueinander abgebildet und werden beispielsweise durch räumliche Trennung, Größenverhältnisse der Figuren, Position im Bild etc. visuell verdeutlicht. Die Kombination dieses bildlichen Quellenmaterials mit den Schriftquellen erschien für die Arbeiten des Teilprojektes als lohnende und sinnvolle Herangehensweise, die bisher in der disziplinären Forschung selten zum Tragen kam. Die Wandmalereien wurde daher ergänzend zu den Urkunden und historiographischen Texten in die Analyse eingebunden, um Fragen zu Repräsentationsstrategien, sozialem Ordnungswissen und Selbstverständnis der Könige besser beantworten zu können. Es ist zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nicht abzusehen, in welchem Umfang die Erkenntnisse aus den visuellen Quellen in die Dissertationsschrift einfließen werden.

Zu guter Letzt konnte eine weitere Quellengattung auf den Forschungsreisen erschlossen werden, die bisher wenig Beachtung in der Beschäftigung mit der Geschichte des Königreiches von Ladakh erfahren hat. Über ganz Ladakh verteilt finden sich eine Reihe so genannter Mani-Mauern (Gebetsmauern), die mit Steinplatten versehen sind. Auf diesen befinden sich neben Gebeten und Heilssprüchen auch eine Reihe von Inschriften, welche die Könige oder hochrangige Amtsträger der Namgyal-Dynastie nennen. Etwa 130 solcher Inschriften unterschiedlichster Länge und in unterschiedlich gutem Erhaltungszustand, konnten durch die Mitarbeiterin in den letzten Jahren dokumentiert werden. Neben den Steinplatten wurden auch ein paar Felsinschriften, welche die Könige erwähnen, fotografiert. Allerdings stellte sich schnell heraus, dass die Bearbeitung dieses Materials den zeitlichen Rahmen des Projektes sprengen würde, so dass der Fokus auf das oben erwähnte schriftliche, diplomatische Quellenmaterial und die visuellen Funde gelegt wurde. Die Inschriften sollen lediglich zur Identifikation von Personen und Orten ergänzend hinzugezogen werden. Eine detaillierte Bearbeitung dieses Materials kann erst nach Beendigung der ersten Förderphase und der zu erstellenden Dissertationsschrift erfolgen.

Bezüge zu und Kooperationen mit anderen Arbeiten im Sonderforschungsbereich

Das TP 17 verortete sich innerhalb des SFB thematisch in den Spannungsfeldern A sowie C. Darüber hinaus beteiligte sich die Mitarbeiterin des Projekts an den ITWs ‚Der Herrscher visuell‘ sowie ‚Die Frau(en) des Herrschers‘. Im Rahmen dieser Arbeitsgruppen wurden erste Ergebnisse vergleichend diskutiert und interessante Impulse für die eigene Forschungsarbeit gewonnen.

Dass ‚Zentrum und Peripherie‘ kein feststehendes und unveränderbares Konstrukt ist, sondern die Relationen sich je nach Perspektive anders darstellen und immer wieder neu ausgehandelt werden mussten, wurde im Zuge des gleichnamigen Spannungsfeldes C deutlich. Dabei sind Zentrum und Peripherie nicht nur als rein räumliche oder territorial differenzierte Kategorien zu betrachten, sondern lassen sich auch auf Herrschaftsstrukturen übertragen. Im tibetischen Kulturraum wurde daher sowohl der Raum als auch die Organisation des gesellschaftspolitischen Systems durch teils religiös geprägte Konzepte von Zentrum und Peripherie bestimmt. Das TP 17 hat auf der Tagung des Spannungsfelds einen Beitrag geleistet und dabei erste Ergebnisse der Öffentlichkeit präsentiert, die unter dem Titel ‚Zur Herausbildung territorialer und gesellschaftlicher Zentren und Peripherien in der tibetischen Geschichte: Eine systemtheoretische Analyse‘ im Sammelband der Tagung veröffentlicht werden.

‚Konflikt und Konsens‘ als Ausprägungen machtorientierter Kommunikation und Interaktion waren Gegenstand des gleichnamigen Spannungsfeldes A. Es wurde versucht Grundzüge und Bedingungen von Konsens- und Konfliktprozessen näher zu definieren. Tribut als Mittel der Konfliktlösung und -vermeidung lässt sich beispielsweise in verschiedenen Herrschaftsregionen beobachten (vgl. etwa TP 09 Kauz). Die (zumindest vordergründig) starke Orientierung politischer Entscheidungen an religiösen oder ethischen Leitlinien zeigte sich hingegen vor allem im tibetischen Kulturraum. Eine weitere Besonderheit scheint außerdem der in tibetischen Kulturen weit verbreitete Einsatz von geistlichen Schlichtern bei der Aushandlung von Verträgen zu sein. Unter dem Titel ‚Tibets sakraler Herrscher zwischen Recht und Moral‘ werden erste Ergebnisse, die auch auf der Spannungsfeldtagung vorgestellt wurden, nun für die Drucklegung vorbereitet.

Die weibliche Dimension von Macht und Herrschaft stand im Mittelpunkt der ITW ‚Die Frau(en) des Herrschers‘: Frauen traten im Königreich von Ladakh kaum offiziell als Herschaftsausübende in Erscheinung, sondern blieben eher im Hintergrund. Doch auch ihr Handeln im Verborgenen hatte zuweilen einen großen Einfluss auf die machtpolitischen Verhältnisse innerhalb des Königreiches und zog teils langfristige Konsequenzen nach sich. Der Nachteil dieser verborgenen Ausübung von Macht: sie ist in den Quellen oft nicht fassbar, was eine vergleichende und detaillierte Betrachtung des Phänomens erschwerte.

Unterschiedliche Formen der Visualisierung von Herrschern und Herrschaft wurden in der ITW ‚Der Herrscher visuell‘ vorgestellt und diskutiert. Dabei ging es darum, verschiedene Aspekte der Darstellung oberster Herrschaftsträger näher zu beleuchten und zu analysieren. So sollten etwa bei der Darstellung von Herrschern verwendete Szenen, Insignien, Gesten, Beifiguren, Vestimentäre Ausstattung etc. untersucht werden. Die im Teilprojekt bearbeiteten Wandmalereien boten dabei Anknüpfungspunkte vor allem zu Miniaturmalereien aus dem Moghulreich (TP 14 Orthmann) aber auch zu Darstellungen im christlichen Kontext – etwa bei der Frage nach Elementen der Sakralität (TP 20 Vössing) oder der Relation von obersten Herrschaftsträgern und Aristokratie (TP 21 Wolter-von dem Knesebeck).

Den fächerübergreifenden Austausch möchte das Teilprojekt im April 2020 mit dem Workshop ‚Portrait, Model or Caricature: Images of Rulers in Asian Art, Literature and Historiography‘ fortführen: Herrscherbildern, ganz gleich ob in der darstellenden Kunst, der fiktionalen Literatur oder der Geschichtsschreibung, kam im Laufe der Geschichte ein breites Spektrum an Funktionen zu: Sie konnten beispielsweise der Legitimation, der Selbstdarstellung, der Idealisierung, der Normbildung, der Propaganda, der Repräsentation einer bestimmten politischen Ordnung, der Visualisierung eines Machtanspruchs, der Inszenierung von Herrschaft, der Erinnerung, aber auch der Kritik, der Verhöhnung, der Demütigung und der Entlarvung dienen. Der Workshop lädt daher dazu ein, unterschiedliche Herrscherbilder des vormodernen Asiens vorzustellen und auf ihre gesellschaftliche Funktion, die jeweils zugrundeliegenden politischen Ordnungsvorstellungen und die verwendeten stilistischen Mittel hin zu untersuchen.

Vergleiche mit Arbeiten außerhalb des Sonderforschungsbereichs

Während grundlegende Studien zur politischen Geschichte, zur Kulturgeschichte, zum Klosterwesen und Mönchtum sowie zum Urkundenwesen Ladakhs vorliegen, fehlte bis dato eine umfassende Untersuchung des ladakhischen Königtums als Herrschaftsform. Die letzte Monographie, die sich mit dem Königreich von Ladakh in seiner Gesamtheit befasst, stammt von Luciano Petech (1977). Er bezog sich in seinen Forschungen jedoch ausschließlich auf historiographische Schriftquellen, da damals kaum diplomatisches Quellenmaterial vorlag. In den letzten Jahrzehnten konnten eine Reihe von Urkunden ausfindig gemacht werden. Ein Teil dieses Materials wurde in Edition publiziert und zugänglich gemacht, jedoch meist nicht weiter analysiert und bearbeitet. Eine Reihe von in den letzten Jahren erschienene Artikeln und Monographien (siehe beispielsweise Schuh 2016; Schwieger 2005; Bray 2018) behandeln Einzelfälle im Kontext des Königreiches. Eine aktuelle Zusammenfassung der Geschichte des Königreiches von Ladakhs auf Grundlage des neuen Quellenmaterials ist jedoch seit der Veröffentlichung von Petech (1977) nicht erschienen. Ziel des TP 17 ist es, diese Lücke zu schließen und dabei nicht nur eine rein ereignisgeschichtliche Darstellung vorzulegen, sondern die Strukturen und Mechanismen innerhalb des Königreiches durch verschiedene methodische Ansätze deutlich zu machen. Des Weiteren versucht die zu erstellende Monographie visuelle und schriftliche Quellen zusammenführen, die in der disziplinären Forschung bisher eher getrennt voneinander betrachtet wurden.

Forschungsdaten - wo sind sie zu finden?

 

Primärquellen

 

Sekundärquellen - Bibliografie

  • John Bray (2018), Ladakh’s Lopchak Missions to Lhasa: Gift Exchange, Diplomatic Ritual, and the Politics of Ambiguity, in: Jeannine Bischoff/Alice Travers (edd.), Commerce and Communities: Social Status and the Exchange of Goods in Tibetan Societies, Berlin, 43–89.
  • Luciano Petech (1977), The Kingdom of Ladakh, c. 950–1842 a.d., Rom.
  • Dieter Schuh (2016), Herrschaft, örtliche Verwaltung und Demographie des äußersten Westens des tibetischen Hochlandes: Rechtsdokumente aus Purig und Spiti, Andiast.
  • Peter Schwieger (2005), Documents on the Early History of He-na-ku, a petty chiefdom in Ladakh, in: John Bray (ed.), Ladakhi Histories. Local and Regional Perspectives, Leiden, 161–174.

Publikationslisten

Veröffentlichungen

  • Peter Schwieger (2019), Das Erscheinungsbild tibetischsprachiger Herrscherurkunden. Strategien zur Erzeugung von Feierlichkeit, in: Andrea Stieldorf (ed.), Die Urkunde. Text - Bild - Objekt (Das Mittelalter. Perspektiven mediävistischer Forschung. Beihefte 12), Berlin et al., 163–181.
  • Ders. (2019), Tibet im 18. Jahrhundert. Wo lag die Macht und wer war der Herrscher?, in: Matthias Becher (ed.), Transkulturelle Annäherungen an Phänomene von Macht und Herrschaft. Spannungsfelder und Geschlechterdimensionen (Macht und Herrschaft 11), Göttingen, 299–312.

Tagungsteilnahmen

 

Veranstaltungen (Kolloquien, ...)

  • Treffen des Arbeitskreises Mediävistik in Nordrhein-Westfalen mit Prof. Dr. Andrea Stieldorf (Begrüßung), Prof. Dr. Matthias Becher (Vorstellung des SFB 1167), Teresa Raffelsberger, M.A. (TP Schwieger; Vortrag: „Zentrum oder Peripherie – Herrschaft zwischen gedachter und realer Ordnung im Königreich von Ladakh, 16.–19. Jh.“) und PD Dr. Alheydis Plassmann (Vortrag: „Ererbte, erheiratete und eroberte Herrschaft – Heinrich II. von England und die Beteiligung regionaler Herrschaftsträger“) (18.11.16)
  • Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung des SFB 1167: Prof. Dr. Peter Schwieger zum Thema „Tibet im 18. Jahrhundert: Wo lag die Macht und wer war der Herrscher?“ (19.06.18)
  • Vortrag von Prof. Dr. Peter Schwieger zum Thema „Tibets sakraler Herrscher zwischen Recht und Moral“ (07.11.2018)
  • Workshop: „Abbild, Vorbild oder Spottbild: Herrscherbilder in Kunst, Literatur und Geschichtsschreibung Asiens“ (21./22.04.20)

Projekt

Projektleitung


Prof. Dr. Peter Schwieger

Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Institut für Orient- und Asienwissenschaften
Abteilung für Mongolistik und Tibetstudien
Brühler Str. 7
53119 Bonn

+49-(0)228-737465

pt.schwieger[at]uni-bonn.de

 

 

Projektmitarbeit


Teresa Raffelsberger, M.A. (Wissenschaftliche Mitarbeiterin)

Sonderforschungsbereich 1167 "Macht und Herrschaft"
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Poppelsdorfer Allee 24
53115 Bonn

+49-(0)228-7354470

teresa.raffelsberger[at]uni-bonn.de

 

Spannungsfelder assoziierte TP's

 

Aktuelle Forschung (Andere Projekte mit ähnlicher Forschung)

 

 

Linked Open Data (hilfreiche Webseiten/Links)