Herrschaftspraxis im ländlichen Raum des Niederrheins von der Spätantike bis ins Hochmittelalter

Aus Macht und Herrschaft
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Herrschaft manifestierte sich in der ländlichen Lebenswelt des Mittelalters nicht in Form zentraler Verwaltungsstrukturen, sondern in erster Linie durch vor Ort ansässige Eliten. Schriftquellen bieten erst für das Spätmittelalter einen detaillierten Einblick in die ländlichen Herrschafts- und Machtstrukturen im Rheinland. Mit den Methoden der Landschaftsarchäologie kann das fragmentarische Bild der Zeit von der Spätantike bis ins Hochmittelalter um eine raumbezogene, diachrone Perspektive erweitert werden, die neue Erkenntnisse zum Thema verspricht.

Interdisziplinäre Transkulturalitätswerkstätten


 

Abstract

Herrschaft manifestierte sich in der ländlichen Lebenswelt des Mittelalters nicht in Form zentraler Verwaltungsstrukturen, sondern in erster Linie durch vor Ort ansässige Eliten. Schriftquellen bieten erst für das Spätmittelalter einen detaillierten Einblick in die ländlichen Herrschafts- und Machtstrukturen im Rheinland. Mit den Methoden der Landschaftsarchäologie kann das fragmentarische Bild der Zeit von der Spätantike bis ins Hochmittelalter um eine raumbezogene, diachrone Perspektive erweitert werden, die neue Erkenntnisse zum Thema verspricht.

Der in der ersten Projektphase verfolgte diachrone Ansatz bei der Untersuchung des spätantiken bis hochmittelalterlichen Rheinlandes soll in der zweiten Phase als großräumig vergleichender Ansatz fortgesetzt werden. Hierbei stehen insbesondere die angrenzenden Regionen West- und Nordwesteuropas im Vordergrund (Belgien, Niederlande, Frankreich, Großbritannien), die mit den Ergebnissen aus dem Rheinland verglichen werden. Zeitlich soll sich dabei auf die Merowingerzeit konzentriert werden. Mit dem komparativen Ansatz positioniert sich das Projekt innerhalb des Sonderforschungsbereichs an der Schnittstelle zwischen einer regional- und einer globalgeschichtlichen Perspektive. Es werden so Variationen lokaler Herrschaft herausgearbeitet, die eine Regionalstudie nicht zu erfassen vermag. Die Arbeit in der zweiten Phase baut dabei direkt auf die Erkenntnisse, Methoden und digitale Infrastruktur des ersten Projektes auf.

Eine wesentliche Beobachtung in der ersten Phase war die große Heterogenität und Vielfalt der an lokaler Herrschaft beteiligten Akteure. Ebenso zeichnet sich ein je nach Zentrumsnähe stark unterschiedliches Maß an Kontrolle durch die königsnahen Eliten über lokale Gemeinschaften ab. Das geht mit einer bemerkenswert hohen Fähigkeit zur sozialen und institutionellen Selbstorganisation dieser lokalen Gruppen einher. Die Beobachtungen decken sich mit den Erkenntnissenvieler neuerer nord- und westeuropäischer Regionalstudien, dieaußerdem die große Bedeutung der ideologischen, wirtschaftlichen und militärischen ‚Anziehungskraft‘ hervorheben, die das königliche Umfeld auf lokale Eliten ausübte und letztere so zur freiwilligen Integration in größere Herrschaftsverbände bewegte – vergleichbare Phänomene der jüngeren Geschichte und Gegenwart werdem in der Politologie unter dem Begriff soft power derzeit intensiv untersucht.

Wie in der ersten Projektphase kommt einer kulturwissenschaftlich-semiotisch ausgerichteten Landschaftsarchäologie auf unterschiedlichen Maßstabsebenen große Bedeutung zu. Die Auswahl der Untersuchungen soll dabei einen Querschnitt vom Zentrum des Merowingerreiches zur Peripherie bilden. Auf großmaßstäbiger Ebene sind regionsübergreifende GIS-Analysen vorgesehen, bei denen Austausch- und Kommunikationsnetzwerke, Kontrolle über gewerbliche Produktion oder Verkehrswege im Vordergrund stehen. Ergänzend erfolgt im Rahmen des geplanten Dissertationsprojektes eine Regionalstudie, in der die archäologischen Befunde, vorzugsweise des Pariser Beckens, im Vordergrund stehen. Neben Siedlungen und deren Bestandteilen sollen hierfür mittels Literaturrecherche vor allem Gräberfelder, Einzelbestattungen, Konzentrationen von Edelmetallfunden und Hortfunde aufgenommen werden. Als großmaßstäbiger Baustein kommen Vergleiche einzelner gut untersuchter Fundplätze in West-, Nord- und Mitteleuropa hinzu.

Grundlage der Studien ist die in der ersten Phase entwickelte Fundplatzdatenbank- und GIS-Infrastruktur. Zum Ende der zweiten Förderphase gilt es gemeinsam mit dem TP INF und dem Rechenzentrum der Universität Bonn nach einer geeigneten Plattform für die Archivierung und Veröffentlichung des großen Korpus an Forschungsdaten zu suchen.

Zum Sonderforschungsbereich vermag das TP 04 eine von der Basis der ländlichen Gesellschaft ausgehende Perspektive beizusteuern. Zudem wird die Bedeutung von materieller Kultur für die Legitimation von Herrschaft und Inszenierung von Macht betont und ebenso die Rolle wirtschaftlicher Ressourcen für Herrschaft. Das große Potential des Sonderforschungsbereichs für das Teilprojekt liegt in der transkulturellen Perspektive und Theoriebildung, die sich aus dem Austausch mit den Kollegen im Projekt und auswärtigen Gästen ergibt.

Diese intensive Reflexion über Methoden und Theorien ist unabdingbar, da die archäologischen Quellen nur im Kontext mit anderen Quellengruppen und im transkulturellen Vergleich sinnvolle Aussagen zu Macht und Herrschaftsstrukturen ermöglichen, sodass das Teilprojekt zusätzlich eine stark modellgeleitet-vergleichende Komponente bekommt.

Ergebnisse - was wurde erreicht?

Ausganspunkt des Erstantrags war die Frage, inwieweit die Rezeption orientalischer Weisheitsliteratur in Form von Übersetzungen (Calila e Dimna) und Weiterentwicklungen (El conde Lucanor) novellistischen Erzählens durch Alfons X. (1221–1284) und seinen Neffen Don Juan Manuel (1282–1348) zur Herausbildung, Illustration und Verbreitung eines innovativen Verständnisses von Macht und Herrschaft beigetragen hat. Im Fokus standen dabei insbesondere deren Konzeptualisierung und Legitimationsbestrebungen, die sich vor allem im alfonsinischen Gesetzeskorpus, aber auch im manuelinischen Oeuvre niederschlagen. Die grundsätzliche Bedeutung der ausgewählten Quellen im Hinblick auf die Diskursivierung von Macht- und Herrschaftskonzepten hat sich dabei bestätigt. Neben der fachspezifischen literaturwissenschaftlichen Methodik setzte das TP 01 auf Synergien durch transkulturelles Arbeiten innerhalb des SFB sowie auf internationaler Ebene. Im Rahmen internationaler Tagungen wurden Resultate jedes Unterprojektes in Einzelstudien sowie in gemeinsamen Panels vorgestellt. Als fruchtbar erwies sich dabei die Kooperation mit der Forschergruppe Espai, Poder i Cultura (Raum, Macht und Kultur) und deren Leiter, Prof. Floçel Sabaté, die alljährlich an der Universität Lleida das International Medieval Meeting organisiert, welches in den Jahren 2017 und 2018 dem Thema ‚Feelings‘ bzw. ‚Emotions in the Middle Ages‘ gewidmet war. Das TP 01 organisierte diesbezügliche Panels, einschließlich einer Präsentation des SFB 1167 (2017: ‚Feelings and Power in Medieval Castilian Narrative‘, Vorträge: M. Albert, ‚Ira y Poder: Consideraciones en torno a una relación problemática en Calila y Dimna‘; U. Becker, ‚‘Cortar la nariz’ en Calila y Dimna: un arrebato pasional o manifestación de poder? Algunos aspectos transculturales‘; L. Ringen, ‚Saña, grandes quexas y quince maneras del amor. El papel de las emociones en la obra de Don Juan Manuel‘. 2018: ‚Emociones y lazos señoriales en la narrativa castellana medieval‘, Vorträge: M. Albert ‚El mesturero y la economía de las emociones en el orden feudal‘; U. Becker ‚'E assi por el amor que ternan acerca de ti, ensennorearte has sobre ellos paçificamente': el amor entre lazo señorial y cohesión política - algunos aspectos transculturales‘; L. Ringen ‚De la desconfianza a la confidencialidad fingida. La (de)construcción de un ‘amor’ señorial en la obra de don Juan Manuel‘). Der Austausch wurde 2019 von L. Ringen mit ihrem Vortrag ‚Expresividad literaria del señorío y formas de poder femenino en la obra de don Juan Manuel‘ fortgesetzt. Unter dem Blickwinkel der Erinnerungspolitik präsentierte das TP 01 seine Forschungsergebnisse im Rahmen des eigenen Panels ‚La cultura alfonsí como lugar de memoria: Literatura, saberes y poder monárquico‘ beim International Medieval Congress in Leeds (2.-5. Juli 2018): M. Albert ‚La cultura alfonsí – construcción de un lugar de la memoria‘; U. Becker ‚Instrumento de memoria, legitimación regia y monumento literario: Calila y Dimna como fondo estratégico‘; L. Ringen ‚El tesoro del tío – la cultura alfonsí como lugar de memoria e instrumento de legitimación autorial en la obra de don Juan Manuel‘. Daraus ergaben sich neue Synergieeffekte, z. B. mit der Forschergruppe um Pascual Martínez Sopena (Valladolid; Sektion ‚Power, Memory, and Written Records in Medieval Spain‘) oder mit Yasmina Foehr-Janssens (Genf), Spezialistin für mittelalterliche Exempla-Sammlungen und die europäische Rezeption des Sendebar, die inzwischen auf Einladung des TP 01 einen Gastvortrag im Rahmen des SFB hielt (14.05.2019, ‚Power, Gender and Domesticity: The dog, the child and the serpent in Oriental and Occidental medieval collections of tales‘). Ein weiteres internationales Forum bot der Kongress der Asociación Internacional de Hispanistas (AIH) in Jerusalem (7.–12. Juli 2019; Vorträge, jeweils mit Präsentation des SFB: M. Albert ‚El rey de Castilla y la Reina de los Cielos – poder, religión y género en las Cantigas de santa María de Alfonso el Sabio‘; U. Becker ‚‘Alexandre, guardat vuestro cuerpo onrrado e noble‘ – Alfonso X y la transculturalidad literaria de los filósofos-médicos‘). Die Ergebnisse der genannten Tagungen werden entweder separat in Tagungsbänden veröffentlicht (siehe 3.2.2.) oder fließen in die monographischen Arbeiten der Nachwuchswissenschaftlerinnen ein. Darüber hinaus stellte L. Ringen ihr Unterprojekt sowohl beim Forum Junge Romanistik in Göttingen (2017) als auch auf zwei mediävistisch ausgerichteten internationalen Nachwuchskongressen in Spanien vor: ‚Mundo hispánico: cultura, arte, sociedad‘ (León, 2016) Vortrag: ‚¿Cazando sabiduría? El papel de la caza en el Libro del Conde Lucanor‘; Nachwuchskongress des spanischen Mediävistenverbandes ‚Historia y memoria como herramientas de poder‘ (UA Madrid, 2018), Vortrag: ‚Entre historia(s) transcultural(es) y memoria manuelina. El fenómeno del poder en la obra de don Juan Manuel‘. Auch im Rahmen dieser Nachwuchstagungen ergaben sich wertvolle internationale Kontakte. Verglichen mit anderen Projekten außerhalb des SFB, in denen entweder die Philologien und Kulturwissenschaften oder die Geschichtswissenschaften, selten jedoch alle drei Disziplinen gemeinsam vertreten sind und die vielfach auf einen spezifischen Kulturkreis eingegrenzt sind, erwies sich die Bedeutung der transkulturellen Perspektive des Teilprojektes gerade auch in seiner Kombination von literatur- und kulturwissenschaftlichen Methoden unter Einbeziehung historischer und transkultureller Vergleiche. Die Besonderheit des Ansatzes von TP 01 liegt somit in der Möglichkeit, diese methodischen Ansätze zusammenzuführen und mit Blick auf die Analyse von Konzeption, Diskursivierung und Legitimation von Macht und Herrschaft in transkultureller Perspektive fruchtbar zu machen. Im Zuge der Aktualisierung kanonischer Forschungsbeiträge (z. B. O´Callaghan 1991; Brehm 1968; Schramm 1952) wurden seitens des TP 01 international renommierte Wissenschaftler eingeladen, um mit ihnen im Rahmen von Arbeitstreffen, Vorträgen und Workshops innovative Fragestellungen zu diskutieren, darunter Hugo Bizzarri (Fribourg), Luzdivina Cuesta Torre (León), David Wacks (Oregon), Beatrice Gründler (FU Berlin), Hans-Joachim Schmidt (Fribourg), Thomas Freudenhammer (Berlin), Hans-Jörg Döhla (Tübingen) sowie um mit Experten wie María Jesús Lacarra (Zaragoza), Editorin des Conde Lucanor, Olivier Biaggini (Paris), Carlos Heusch (Lyon) und Marta Lacomba (Bordeaux) zu Darstellungen des Herrschers in mittelalterlicher kastilischer Exempelliteratur in Austausch zu treten (Publikation in Vorbereitung). Weitere Gastvorträge sind geplant. In allen Phasen der Projektarbeit präzisierte sich, auch im Hinblick auf die übergeordneten Fragestellungen des SFB (z. B. die Idealisierung und Kritik von Macht und Herrschaft, ihre [Trans-]Personalität und Transkulturalität) die grundlegende Bedeutung der Konzeptualisierung von Macht, ihrer rhetorisch-argumentativen Strategien und narrativen Mittel, das heißt, die Verschränkung sozialer, historischer, juristischer Kontexte mit narrativen Quellen, speziell der Weisheitsliteratur orientalischer Provenienz. Darüber hinaus ist das Teilprojekt intensiv in den transkulturellen Austausch der themenspezifischen Spannungsfelder B und D eingebunden und beteiligt sich aktiv an den interdisziplinären, transkulturellen Werkstatt-Treffen zu ‚Kategorien der Kritik‘ (TP 15 Plassmann), ‚Hof und Herrschaft‘ (TP 06 Conermann), ‚Die Frauen des Herrschers/Weibliche Herrschaft‘ (TP 02 Becher/Dohmen). Die ITW ‚Historische Semantik‘ wurde vom TP 01 gemeinsam mit TP 06 Conermann und TP 11 Klaus organisiert, wobei mit TP 06 Conermann ein gemeinsamer Workshop veranstaltet wurde. Hinzu kommt die aktive Teilnahme an Vorträgen und Workshops anderer Teilprojekte (etwa TP 08 Dumitrescu) oder der Reading-Group für Texte der Genderforschung. Konkrete Ergebnisse dieser Zusammenarbeit bilden die Proceedings der Spannungsfeldtagung ‚Die Macht des Herrschers‘ vom November 2017 (edd. Albert, Brüggen, Klaus) sowie der von TP 01 initiierte Sammelband ‚Textualität von Macht und Herrschaft‘ in Kooperation mit den beiden germanistischen TP-Leiterinnen (edd. Albert, Becker, Brüggen, Kellermann; siehe 3.2.2.), von dem prospektive Impulse zu erwarten sind, da hier die Schnittstelle zwischen ficta und facta auf der Ebene textueller, narrativer Verfahren bei der Auswertung fiktionaler bzw. chronikalischer Texte analysiert wird. Die transkulturelle Bandbreite der beteiligten Teilprojekte und Disziplinen macht deutlich, dass dieses textwissenschaftliche Vorhaben einem die Einzelansätze übersteigenden Gesamtinteresse dient. Ein weiteres Beispiel transkultureller Vorgehensweise war die Organisation eines die Germanistik einbeziehenden internationalen Workshops zur Herrscherfigur in der Exempelliteratur (November 2018). Dies führt zu einer Publikation (siehe 3.2.2.), welche die in den Einzeldisziplinen übliche Zugriffsweise insofern bereichert, als die spanische, auch auf orientalische Motive zurückgreifende Textüberlieferung mit der vom lateinischen Mittelalter geprägten deutschsprachigen Exempla-Tradition in Austausch tritt. Vertieft wurde so das Herrscherbild in einem literarischen Genre, das überaus flexibel und multifunktional eingesetzt wurde, und zugleich Einfluss auf das Gesetzeswerk Siete partidas von Alfons X. nahm. Das Exempelkolloquium diente insofern auch der Vorbereitung der internationalen Tagung, welche anhand dieses juristischen Schlüsselwerks der alfonsinischen Monarchie einen interdisziplinären Zugang (Hispanistik, Rechtsgeschichte, Kunstgeschichte) zur Konzeptualisierung und Normierung von Macht und Herrschaft unter Alfons dem Weisen erschloss (20.–22.6.2019, ‚Conceptualización y normalización de poder y señorío en la era de Alfonso X. Las Siete Partidas y su contribución a la constitución teórica de la monarquía‘). Resultate dieser Tagung werden ebenfalls im Rahmen der SFB-Reihen veröffentlicht (erste Hälfte 2020). Darüber hinaus beteiligt sich TP 01 an dem von TP 07 Dahlmann geplanten Sammelband zu Herrschaftsübergängen und der Rolle von Regentinnen während der Minderjährigkeit der Thronfolger (Beitrag Albert/Ringen, ‚Minorität als Spielball der Macht. Zum Verhältnis von jungen Thronfolgern und ihren Ratgebern im Kastilien Alfons´ XI.‘), an der zunächst internen Publikation der ITW ‚Hof‘ (Beitrag Ringen) sowie dem aus der ITW ‚Herrscherkritik‘ hervorgehenden Sammelband ‚Die Figur des Ratgebers. Transkulturelle Annäherungen‘, ed. Plassmann (Beitrag Becker, ‚Prudentia: Kritik, Rat und Tat in Krisenzeiten‘). Zugleich wurden die Publikationsvorhaben der beiden Unterprojekte vorangebracht. Die Monographie von Ulrike Becker, ‚‘Calila e Dimna‘: Macht und Herrschaft in transkultureller Perspektive‘, die im Lauf des Jahres 2020 abgeschlossen werden soll, weist die Bedeutung dieses Fürstenspiegels in Bezug auf Alfons´ Bestreben, seine Konzeption einer Monarchie festzuschreiben nach, wie sie sich auch in pragmatischen und juristischen Texten seiner Zeit herauskristallisiert. In Weiterführung o. g. Aktivitäten ergeben sich die Schwerpunkte ‚Herrschaft und Sprache‘ (Semantik, Transtextualität, translatio studii/translatio imperii); ‚Herrscher und Beratung/Kritik und Idealisierung‘; ‚Herrschaftspraxis: Macht und politische Konzepte‘ (Freunde/Feinde, Verbündete, Vasallen); Herrschaftsnarrative wie ‚überzeitliche Weisheit‘ (Personalität/Transpersonalität, Memoria und Genealogie als Instrumente der Herrschaftssicherung); ‚Recht und rey justiciero‘; ‚Legitimation und Sakralisierung‘ (merced, Vicarius Dei). Im Hinblick auf ihr Dissertationsvorhaben Hacia una conceptualización ficcional y pragmática de Poder y Señorío en la obra de don Juan Manuel hat Lena Ringen im Rahmen der o. g. Vortragstätigkeit drei Kapitel zur narrativen Transkulturalisierung, Emotionen und Memoria redigiert. Neben dem Conde Lucanor hat sie das komplexe Libro de las armas erschlossen (Spannung faktual/fiktional, Berufung auf mdl./schriftl. Quellen sowie Figurenrede der Herrscherfiguren), das vielschichtige Motiv der Jagd fokussiert (Kritik und Idealisierung von Macht und Herrschaft, Heiratspolitik) und das Verhältnis von Beispielgeschichten (exempla) und Sinn- bzw. Weisheitssprüchen (proverbios) als Manifestation der literarischen Transformationen von Weisheit im Zeichen politischer Krisenbewältigung analysiert.

 

Forschungsdaten

 

 

Primärquellen

Sekundärquellen - Bibliografie

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Publikationslisten

Veröffentlichungen

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  • Mechthild Albert/Lena Ringen (2020), Minorität als Spielball der Macht. Zum Verhältnis von jungen Thronfolgern und ihren Ratgebern im Kastilien Alfonsʼ XI, in: Dittmar Dahlmann/Diana Ordubadi (edd.), Russische Autokratie in der „Zeit der Wirren“ in transkultureller Perspektive (Macht und Herrschaft 10), Göttingen. [im Druck, s. Anlage]
  • Dies. (2019), Herrscher und Berater/in in der kastilischen Literatur des Mittelalters, in: Matthias Becher (ed.), Transkulturelle Annäherungen an Phänomene von Macht und Herrschaft. Spannungsfelder und Geschlechterdimensionen (Macht und Herrschaft 11), Göttingen, 173–190.
  • Dies./Elke Brüggen/Konrad Klaus (edd.) (2019), Die Macht des Herrschers – personale und transpersonale Aspekte (Macht und Herrschaft 4), Göttingen.
  • Ulrike Becker (2020), Nose-Cutting in Calila y Dimna: an outburst of passion or manifestation of power? Some transcultural aspects, in: Feelings in the Middle Ages (Tagungsakten Lleida 2017), Leeds. [im Druck, s. Anlage]
  • Dies. (2020), ‚Prudencia‘: Kritik, Rat und Tat in Krisenzeiten, in: Alheydis Plassmann (ed.), Die Figur des Ratgebers (Studien zu Macht und Herrschaft 6), Göttingen. [im Druck, s. Anlage]
  • Lena Ringen (2020), …perdedes en mí un rrey et un sennor – Vom Ende einer Herrschaft in Don Juan Manuels ‚Libro de las armas‘, in: Mechthild Albert et al. (edd.), Textualität von Macht und Herrschaft. Literarische Verfahren im Horizont transkultureller Forschungen (Macht und Herrschaft 7), Göttingen. [im Druck, s. Anlage]

Tagungsteilnahmen

 

Veranstaltungen (Kolloquien, ...)

  • Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung des SFB 1167: Dr. des. Timo Bremer zum Thema „Macht und Herrschaft im ländlichen Raum von der Spätantike bis in das Hohe Mittelalter – Archäologische Befunde aus dem nördlichen Rheinland“ (07.11.17)
  • Workshop und Exkursion: „Ländliche Siedlungen im Früh- und Hochmittelalter. Aspekte von Macht und Herrschaft“ (24./25.11.17)
  • Workshop: „Early Medieval Rural Settlements in Europe“ (16.05.19–18.05.19)

Projekt

Projektleitung


Dr. des. Timo Bremer

Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Institut für Archäologie und Kulturanthropologie
Abteilung für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie
Brühler Str. 7
53119 Bonn

+49-(0)228-737227

tbremer[at]uni-bonn.de

 

 

Assoziierte Projektmitarbeit


Simon Lorscheid, M.A.

slorscheid[at]uni-bonn.de

 

 

Spannungsfelder assoziierte TP's

24 ­ TP Kollatz, 25 ­ Münch

 

Aktuelle Forschung (Andere Projekte mit ähnlicher Forschung)

 

 

Linked Open Data (hilfreiche Webseiten/Links)