Hof

Aus Macht und Herrschaft
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Die ITW ist ein Gemeinschaftsunternehmen des SFB, des Annemarie-Schimmel Kollegs und des Strukturierten Promotionsprogramms (SPP) Transottomanica (von Seiten des SFB: TP 01 Albert, TP 02 Becher/Dohmen, TP 05 Brüggen, TP 06 Conermann, TP 09 Kauz, TP 11 Klaus, TP 14 Orthmann, TP 15 Plassmann, TP 20 Vössing, TP 21 Wolter-von dem Knesebeck). Den ersten Ergebnissen dieser Zusammenarbeit zufolge sind Höfe als soziale Einheiten zu charakterisieren, die sich aus Personen konstituieren, die geregelten Zugang zum Herrscher oder zur Herrscherin haben. Ihre Interaktionen untereinander (und mit dem Herrscher) werden bestimmt durch Patronage, Rivalität sowie den Austausch ökonomischen, kulturellen und sozialen Kapitals. Macht manifestiert sich in diesem Kontext in zwei verschiedenen Modi: zum einen als Sanktionsgewalt, also im Sinne einer Beeinflussung anderer durch (glaubhafte und im Zweifel durchsetzbare) Androhung von Gewalt, sei sie körperlicher, militärischer, wirtschaftlicher Natur; zum anderen durch positive Verstärkung, also die Beeinflussung durch das Anbieten von (glaubhaften und im Zweifel realisierbaren) positiven Anreizen, um andere dazu zu bringen, der Position des Mächtigen Folge zu leisten oder diese zumindest zu stützen. Herrschaftzeichnet sich im Gegensatz zu Macht durch Institutionalisierung aus. Diese muss aber nicht notwendigerweise auch mit weitreichender Macht ausgestattet sein, da der oberste Herrschaftsträger im Extremfall eine Marionette der im Vorfeld von offiziellen Entscheidungen agierenden Mächtigen sein kann. Trotzdem hat er eine formale Stellung inne, die nicht übergangen werden kann; so kann im Falle gewaltsamer Veränderungen der Machtstruktur am Hof der ohnmächtige Herrscher durch eine andere Person ersetzt werden, bevor eine neue Hierarchie installiert wird.

Weiter erarbeitet die Gruppe einen Leitfaden für eine transkulturell vergleichende Analyse des Hofes. Bisher existieren zu diesem Thema noch keine Einführungen oder Handbücher. Die ITW setzt sich deshalb zum Ziel, die praktische transkulturelle Arbeit als auch beispielhaft deren Ergebnisse methodisch aufzuarbeiten und zu präsentieren. Der Leitfaden soll so gestaltet sein, dass er auch für Nachwuchswissenschaftler*innen von Interesse sein kann, und verfolgt drei Ziele: Präsentation des Forschungsprozesses von der Themenfindung bis zur Formulierung der Ergebnisse; am Beispiel einzelner Quellenausschnitte wird das Analysieren zwischen fachdisziplinären Standards und transkulturellen Anforderungen erörtert; und schließlich die Untersuchung der narrativen Darstellung von Strategien der Einflussnahme auf den Herrscher im jeweiligen Textbeispiel.