Die Frau(en) des Herrschers/Weibliche Herrschaft: Unterschied zwischen den Versionen

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<div class="SF" style="padding-top:20px; border-top: 5px solid #CFCEC2 !important;"><p style="margin-top:3.0pt; margin-right:0cm; margin-bottom:3.0pt; margin-left:0cm; text-align:justify"><span style="text-justify:inter-ideograph">Unter dem Arbeitstitel ‚Die Frau(en) des Herrschers‘ hat sich die ITW (TP 01 Albert, TP 02 Becher/Dohmen, TP 05 Brüggen, TP 07 Dahlmann, TP 08 Dumitrescu, TP 11 Klaus, TP 14 Orthmann, TP 15 Plassmann, TP 16 Schwermann, TP 17 Schwieger, TP 19 Taranczewski/Schley, TP 22 Stieldorf, TP 21 Wolter-von dem Knesebeck) das Ziel gesetzt, die in den unterschiedlichen Teilprojekten zum Thema der Herrschaft von Frauen unternommenen Aktivitäten zu bündeln und miteinander in Beziehung zu setzen. Statistisch handelte es sich bei der überragenden Mehrheit der obersten Herrschaftsträger um Männer, nicht nur deshalb gelten gerade vormoderne Ordnungen in besonderem Maße als Patriarchate oder Androkratien. Dagegen hat die Forschung aus ganz unterschiedlichen disziplinären Blickwinkeln zunehmend seit dem letzten Viertel des 20. Jahrhunderts den Blick auf spezifisch weibliche Ausübung von und Partizipation an Herrschaft gelenkt.[[#_ftn1|<span style="font-size:10.0pt"><span style="font-family:">[1]</span></span>]] So ist etwa in der historischen Mediävistik gar eine Institutionalisierung unter dem englischen Begriff ‚queenship‘ im Vergleich und im Kontrast zu ‚kingship‘ diskutiert worden – eine Diskussion, die noch lange nicht erschöpft ist.[[#_ftn2|<span style="font-size:10.0pt"><span style="font-family:">[2]</span></span>]] Gleichzeitig erscheint ein transkultureller Vergleich als Zugang zu diesem Phänomen noch so gut wie gar nicht erprobt.</span></p>  
<div class="ITW"><p style="margin-top:3.0pt; margin-right:0cm; margin-bottom:3.0pt; margin-left:0cm; text-align:justify"><span style="text-justify:inter-ideograph">Unter dem Arbeitstitel ‚Die Frau(en) des Herrschers‘ hat sich die ITW (TP 01 Albert, TP 02 Becher/Dohmen, TP 05 Brüggen, TP 07 Dahlmann, TP 08 Dumitrescu, TP 11 Klaus, TP 14 Orthmann, TP 15 Plassmann, TP 16 Schwermann, TP 17 Schwieger, TP 19 Taranczewski/Schley, TP 22 Stieldorf, TP 21 Wolter-von dem Knesebeck) das Ziel gesetzt, die in den unterschiedlichen Teilprojekten zum Thema der Herrschaft von Frauen unternommenen Aktivitäten zu bündeln und miteinander in Beziehung zu setzen. Statistisch handelte es sich bei der überragenden Mehrheit der obersten Herrschaftsträger um Männer, nicht nur deshalb gelten gerade vormoderne Ordnungen in besonderem Maße als Patriarchate oder Androkratien. Dagegen hat die Forschung aus ganz unterschiedlichen disziplinären Blickwinkeln zunehmend seit dem letzten Viertel des 20. Jahrhunderts den Blick auf spezifisch weibliche Ausübung von und Partizipation an Herrschaft gelenkt.[[#_ftn1|<span style="font-size:10.0pt"><span style="font-family:">[1]</span></span>]] So ist etwa in der historischen Mediävistik gar eine Institutionalisierung unter dem englischen Begriff ‚queenship‘ im Vergleich und im Kontrast zu ‚kingship‘ diskutiert worden – eine Diskussion, die noch lange nicht erschöpft ist.[[#_ftn2|<span style="font-size:10.0pt"><span style="font-family:">[2]</span></span>]] Gleichzeitig erscheint ein transkultureller Vergleich als Zugang zu diesem Phänomen noch so gut wie gar nicht erprobt.</span></p>  
<span style="line-height:normal">Der erste Arbeitstitel ‚Die Frau(en) des Herrschers‘ ist bewusst offen formuliert worden, um eine Engführung auf das möglicherweise ‚europäische‘ Phänomen der Königin zu vermeiden und den Blick auf Frauen neben <span style="letter-spacing:1.0pt">der</span> einen (Haupt-)Frau des Herrschers zu weiten, auch solche, die keine sexuelle Beziehung zu ihm führten, wie beispielsweise seine Schwestern oder Töchter oder andere weibliche Mitglieder der Eliten. Während es in der europäischen Mediävistik insbesondere um weibliche ''agency'', im Sinne von Handlungsmöglichkeiten und tatsächlichen Handlungsfähigkeiten geht, erschien es gerade aus transkultureller Perspektive ratsam, grundsätzlicher nach Darstellung und Wahrnehmung der Frau(en) des Herrschers zu fragen.</span>
<span style="line-height:normal">Der erste Arbeitstitel ‚Die Frau(en) des Herrschers‘ ist bewusst offen formuliert worden, um eine Engführung auf das möglicherweise ‚europäische‘ Phänomen der Königin zu vermeiden und den Blick auf Frauen neben <span style="letter-spacing:1.0pt">der</span> einen (Haupt-)Frau des Herrschers zu weiten, auch solche, die keine sexuelle Beziehung zu ihm führten, wie beispielsweise seine Schwestern oder Töchter oder andere weibliche Mitglieder der Eliten. Während es in der europäischen Mediävistik insbesondere um weibliche ''agency'', im Sinne von Handlungsmöglichkeiten und tatsächlichen Handlungsfähigkeiten geht, erschien es gerade aus transkultureller Perspektive ratsam, grundsätzlicher nach Darstellung und Wahrnehmung der Frau(en) des Herrschers zu fragen.</span>
<p style="margin-top:3.0pt; margin-right:0cm; margin-bottom:3.0pt; margin-left:0cm; text-align:justify"><span style="text-justify:inter-ideograph">In der konkreten Arbeit der ITW stellte sich schnell heraus, dass der Blick neben der Frage der Partizipation von Frauen an Macht und Herrschaft auch auf das Phänomen von Frauen als Herrscherinnen und ihre Darstellung und Imagination in vormodernen Text- und Bildquellen erweitert werden sollte. Die Grenzen zwischen diesen Erscheinungsformen müssen dabei als fließend beschrieben werden (besonders augenfällig wird dies etwa im Phänomen der Regentschaft). Insofern fragt die ITW nunmehr in einem zweiten Schritt, inwiefern sich so etwas wie spezifisch ‚weibliche Herrschaft‘ feststellen lässt.</span></p> <p style="margin-top:3.0pt; margin-right:0cm; margin-bottom:3.0pt; margin-left:0cm; text-align:justify"><span style="text-justify:inter-ideograph">Die Ergebnisse der Arbeitstreffen haben die Mitglieder der ITW in zahlreiche Vorträge auf auswärtigen Tagungen, in von Seiten des SFB organisierte Workshops sowie insbesondere in die vom 30. September bis 2. Oktober stattgefundene Tagung ‚Geschlecht macht Herrschaft‘ (dazu unten) eingespeist. Zudem ist aus der ITW eine ''gender reading group'' hervorgegangen, die in regelmäßigen Treffen Klassiker der ''gender''-Forschung diskutiert und für die eigene Forschung fruchtbar zu machen sucht, indem deren Thesen mit Fallbeispielen aus den Teilprojekten in Beziehung gesetzt werden.</span></p> <div>&nbsp;  
<p style="margin-top:3.0pt; margin-right:0cm; margin-bottom:3.0pt; margin-left:0cm; text-align:justify"><span style="text-justify:inter-ideograph">In der konkreten Arbeit der ITW stellte sich schnell heraus, dass der Blick neben der Frage der Partizipation von Frauen an Macht und Herrschaft auch auf das Phänomen von Frauen als Herrscherinnen und ihre Darstellung und Imagination in vormodernen Text- und Bildquellen erweitert werden sollte. Die Grenzen zwischen diesen Erscheinungsformen müssen dabei als fließend beschrieben werden (besonders augenfällig wird dies etwa im Phänomen der Regentschaft). Insofern fragt die ITW nunmehr in einem zweiten Schritt, inwiefern sich so etwas wie spezifisch ‚weibliche Herrschaft‘ feststellen lässt.</span></p> <p style="margin-top:3.0pt; margin-right:0cm; margin-bottom:3.0pt; margin-left:0cm; text-align:justify"><span style="text-justify:inter-ideograph">Die Ergebnisse der Arbeitstreffen haben die Mitglieder der ITW in zahlreiche Vorträge auf auswärtigen Tagungen, in von Seiten des SFB organisierte Workshops sowie insbesondere in die vom 30. September bis 2. Oktober stattgefundene Tagung ‚Geschlecht macht Herrschaft‘ (dazu unten) eingespeist. Zudem ist aus der ITW eine ''gender reading group'' hervorgegangen, die in regelmäßigen Treffen Klassiker der ''gender''-Forschung diskutiert und für die eigene Forschung fruchtbar zu machen sucht, indem deren Thesen mit Fallbeispielen aus den Teilprojekten in Beziehung gesetzt werden.</span></p> <div>&nbsp;  

Version vom 7. Juni 2021, 11:09 Uhr

Unter dem Arbeitstitel ‚Die Frau(en) des Herrschers‘ hat sich die ITW (TP 01 Albert, TP 02 Becher/Dohmen, TP 05 Brüggen, TP 07 Dahlmann, TP 08 Dumitrescu, TP 11 Klaus, TP 14 Orthmann, TP 15 Plassmann, TP 16 Schwermann, TP 17 Schwieger, TP 19 Taranczewski/Schley, TP 22 Stieldorf, TP 21 Wolter-von dem Knesebeck) das Ziel gesetzt, die in den unterschiedlichen Teilprojekten zum Thema der Herrschaft von Frauen unternommenen Aktivitäten zu bündeln und miteinander in Beziehung zu setzen. Statistisch handelte es sich bei der überragenden Mehrheit der obersten Herrschaftsträger um Männer, nicht nur deshalb gelten gerade vormoderne Ordnungen in besonderem Maße als Patriarchate oder Androkratien. Dagegen hat die Forschung aus ganz unterschiedlichen disziplinären Blickwinkeln zunehmend seit dem letzten Viertel des 20. Jahrhunderts den Blick auf spezifisch weibliche Ausübung von und Partizipation an Herrschaft gelenkt.[1] So ist etwa in der historischen Mediävistik gar eine Institutionalisierung unter dem englischen Begriff ‚queenship‘ im Vergleich und im Kontrast zu ‚kingship‘ diskutiert worden – eine Diskussion, die noch lange nicht erschöpft ist.[2] Gleichzeitig erscheint ein transkultureller Vergleich als Zugang zu diesem Phänomen noch so gut wie gar nicht erprobt.

Der erste Arbeitstitel ‚Die Frau(en) des Herrschers‘ ist bewusst offen formuliert worden, um eine Engführung auf das möglicherweise ‚europäische‘ Phänomen der Königin zu vermeiden und den Blick auf Frauen neben der einen (Haupt-)Frau des Herrschers zu weiten, auch solche, die keine sexuelle Beziehung zu ihm führten, wie beispielsweise seine Schwestern oder Töchter oder andere weibliche Mitglieder der Eliten. Während es in der europäischen Mediävistik insbesondere um weibliche agency, im Sinne von Handlungsmöglichkeiten und tatsächlichen Handlungsfähigkeiten geht, erschien es gerade aus transkultureller Perspektive ratsam, grundsätzlicher nach Darstellung und Wahrnehmung der Frau(en) des Herrschers zu fragen.

In der konkreten Arbeit der ITW stellte sich schnell heraus, dass der Blick neben der Frage der Partizipation von Frauen an Macht und Herrschaft auch auf das Phänomen von Frauen als Herrscherinnen und ihre Darstellung und Imagination in vormodernen Text- und Bildquellen erweitert werden sollte. Die Grenzen zwischen diesen Erscheinungsformen müssen dabei als fließend beschrieben werden (besonders augenfällig wird dies etwa im Phänomen der Regentschaft). Insofern fragt die ITW nunmehr in einem zweiten Schritt, inwiefern sich so etwas wie spezifisch ‚weibliche Herrschaft‘ feststellen lässt.

Die Ergebnisse der Arbeitstreffen haben die Mitglieder der ITW in zahlreiche Vorträge auf auswärtigen Tagungen, in von Seiten des SFB organisierte Workshops sowie insbesondere in die vom 30. September bis 2. Oktober stattgefundene Tagung ‚Geschlecht macht Herrschaft‘ (dazu unten) eingespeist. Zudem ist aus der ITW eine gender reading group hervorgegangen, die in regelmäßigen Treffen Klassiker der gender-Forschung diskutiert und für die eigene Forschung fruchtbar zu machen sucht, indem deren Thesen mit Fallbeispielen aus den Teilprojekten in Beziehung gesetzt werden.

 

[1]Grundlegend etwa Facinger 1968; Fradenburg (ed.) 1992; jetzt Woodacre (ed.) 2018.

[2]Vgl. den Überblick bei Gibbons 1995; Nelson 1999; MacLean 2017.