bing 柄/秉(N): Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 16. April 2019, 10:51 Uhr
Teilprojekt | TP Schwermann |
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Sprache | Altchinesisch |
Wortfeld | Macht |
zugehöriges Lexem | bing 柄/秉(N) |
zugehörige Kollokationen | bang bing 邦柄(N), guo bing 國柄(N), min bing 民柄(N), quan bing 權柄(N), sha sheng zhi bing / sheng sha zhi bing殺生之柄 / 生殺之柄(N), zheng bing 政柄(N) |
Lexem
Lexem | Wortart | Übersetzung, Anmerkung |
---|---|---|
bing 柄/秉 | N | (der) Griff (der Macht) |
Kollokationen
Kollokation | Übersetzung |
---|---|
bang bing 邦柄(N) | (die) Schalthebel des Staates |
guo bing 國柄(N) | (die) Schalthebel des Staates |
min bing 民柄(N) | (die) Schalthebel über das Volk |
quan bing 權柄(N) | (die) Schalthebel des politischen Gewichts |
sha sheng zhi bing / sheng sha zhi bing殺生之柄 / 生殺之柄(N) | (die) Schalthebel über Leben und Tod / Tod und Leben |
zheng bing 政柄(N) | (die) Schalthebel der Regierung |
Überblick
Der Machtbegriff bing 柄 nimmt innerhalb der Machtbegriffe eine besondere Position ein, da er, ähnlich wie quan 權, stark metaphorisch aufgeladen ist. Er bezeichnete ursprünglich einen „Griff“ an Gegenständen, wie z.B. an Kesseln, rituellen Trinkgefäßen oder Äxten. Durch einen metaphorischen Bedeutungswandel wurde er auf den Bereich der Macht und Herrschaft übertragen: hält man die Griffe eines Gegenstandes in der Hand, so hat man die Kontrolle – oder auch Macht – über ihn. Dementsprechend besitzt auch der Herrscher, der die Griffe seines Herrschaftsverbandes in den Händen hält, die (uneingeschränkte) Macht über sein Volk und sein Land. Aufgrund des gleichsam totalitären Anspruchs dieser Metapher findet der Begriff insbesondere in legalistischen Texten häufige Verwendung.
Belegstelle | Zitat | Übersetzung |
---|---|---|
Hanfeizi, „Ba jing“; Hanfeizi jijie 1998, S. 431 | 君執柄以處勢,故令行禁止。柄者,殺生之制也;勢者,勝眾之資也。 | Der Regent hält die Schalthebel [des Staates] (bing 柄) in der Hand und verweilt so in der Machtposition, deshalb werden [seine] Befehle ausgeführt und Verbote eingehalten. Schalthebel (bing 柄) sind die Kontrolle (zhi 制) über Tod und Leben; die Machtposition ist das Mittel, über die Massen zu herrschen. |
Guanzi, „Ren fa“; Guanzi jiaozhu 2004, S. 909 | 故明王之所操者六:生之,殺之,富之,貧之,貴之,賤之。此六柄者,主之所操也。 | Deshalb gibt es der Dinge, die der hellsichtige König in den Händen hält, sechs: sie leben lassen und sie töten; sie reich machen und sie arm machen; sie ehren und sie erniedrigen; diese sechs Hebel (bing 柄) sind das, was der Herrscher in den Händen hält. |
Aus den Beispielen ist ersichtlich, dass auch in der Kombination mit Verben klar die Metapher beibehalten wird: bing柄steht stets in Verbindung mit Verben des „Haltens“ (zhi 執, cao 操); es bezeichnet also kurzum das, was der Herrscher „im Griff“ hat und referiert somit oft auf direkte Werkzeuge seiner Machtausübung: Urteile über Leben und Tod, das Erheben von Steuern, amtliche Beförderungen, etc. Dies wird auch anhand der folgenden Textstellen deutlich, in denen noch mehr Fälle der Konkretisierung aufgezählt werden:
Belegstelle | Zitat | Übersetzung |
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Guanzi, „Ming fa jie“; Guanzi jiaozhu 2004, S. 1208 | 人主者,擅生殺,處威勢,操令行禁止之柄,以御其群臣,此主道也。 | Ein Herrscher über Menschen waltet alleine über Leben und Tod, verweilt in einer autoritären Machtposition, bedient sich [seiner] Eingriffsmöglichkeiten (bing 柄) über das Einhalten von Befehlen und Verboten, und lenkt so seine Dienerschaft; dies ist der Weg des Herrschers. |
Hanfeizi, „Nei chu shuo shang“; Hanfeizi jijie 1998, S. 224-225 | 夫從少正長,從賤治貴,而不得操其利害之柄以制之,此所以亂也。 | Nun, aus der Position eines Jungen habe ich die Älteren gerichtet, aus der Position eines Niedrigen habe ich die Edleren regiert, aber ich bekam nicht die Eingriffsmöglichkeiten (bing 柄) über ihren Nutzen und Schaden zu halten, um sie zu kontrollieren; dies ist der Grund dafür, warum Unordnung herrscht. |
Hanfeizi, „Waichu shuo you xia“ | 武靈王不以身躬親殺生之柄,故劫於李兌。 | König Wuling [hielt] ließ seine persönlichen Eingriffsmöglichkeiten (bing 柄) über Leben und Tod unberührt, deshalb wurde er von Li Dui entführt. |
Neben dieser Konkretisierung der genauen Mittel, die der Herrscher kontrolliert, finden sich innerhalb der antiken Texte ebenfalls Komposita, die Aufschluss darüber geben, über welches Gebiet bzw. welche Bevölkerungsgruppe der Herrscher Macht hat:
Belegstelle | Zitat | Übersetzung |
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Shui Hu Di 8.7.3 | 操邦柄,慎度量。來者有稽莫敢忘。 | Bedienst du dich der Eingriffsmöglichkeiten (bing 柄) über das Land, so achte Maße und Gewichte. So bleiben Neuankömmlinge und keiner wagt es, sie zu vergessen. |
Houhanshu, „Zheng fan chen jia/gu? zhang liezhuan“; Houhanshu 1965, S. 1233 | 專操國柄,以偷天下 […]。 | [Er] behielt sich vor, alleine über die Eingriffsmöglichkeiten (bing 柄) des Staates zu verfügen, mit dem Ziel, das Reich zu stehlen […]. |
Zuozhuan, „Xianggong er shi san nian“ | 既有利權,又執民柄,將何懼焉。 | Nachdem ihr bereits bedeutendes politisches Gewicht (quan 權) habt und darüber hinaus die Eingriffsmöglichkeiten (bing 柄) über das Volk in den Händen haltet, was habt ihr da noch zu fürchten? |
Textbeispiele
Sonstige Vorkommen
Keine Vorkommen gefunden