Consensus und fidelitas: Personale und transpersonale Elemente königlicher Macht und Herrschaft im ostfränkisch-deutschen Reich: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 23. April 2021, 13:34 Uhr

Teilprojekt 02 - TP Becher/Dohmen
Fachbereich Mittelalterliche Geschichte
Spannungsfelder Konflikt und Konsens

Personalität und Transpersonalität

Test-Becher

Das Teilprojekt untersucht das gegenseitige Abhängigkeitsverhältnis von Herrscher und Eliten im ostfränkisch-deutschen Reich vom Vertrag von Verdun (843) bis zur Herrschaft Heinrichs III. (1039–1056) und will so das Forschungskonzept der ‚konsensualen Herrschaft’ schärfen. Anhand von historiographischen Quellen und Urkunden sollen Prozesse in den Blick genommen werden, die zu konkreten herrscherlichen Entscheidungen führten, etwa über Krieg und Frieden, Schenkungen oder Ämter.

 

Abstract

In der ersten Förderperiode konnte herausgearbeitet werden, dass Macht und Herrschaft der früh- und hochmittelalterlichen Könige und Kaiser kaum voneinander zu trennen sind. Ihre Macht lag nicht zuletzt in der Legitimität ihrer Herrschaft, und die dabei oft zu beobachtende Konsensbetonung war nicht unbedingt Ausdruck einer Schwäche des Herrschers, während umgekehrt ein Ausbleiben dieser Betonung zwar die herrscherliche Entscheidungsbefugnis unterstreichen konnte, gleichzeitig die politischen Eliten aber ihrer Mitverantwortung enthob und ihnen damit die Gelegenheit zum Opponieren – sei es in Form von offenem Widerstand oder einem einfachen Wegbleiben vom Hof – bot. Vor diesem Hintergrund bietet sich für die zweite Förderphase ein Perspektivwechsel vom Herrscher auf diese „Großen“, die an seiner Herrschaft partizipierenden Eliten, an. Dabei sollen zum einen Fragen der ‚Herrschaft‘ dieser aus Geistlichen und Weltlichen bestehenden Personenkreise, etwa in Form von Partizipation an Königsherrschaft durch Beratung, aber auch eigener, regionaler Herrschaft adressiert werden. Bei letzterer geht es insbesondere um das Problem, ob es sich bei diesen Herrschaften auf der Ebene der sogenannten Mittelgewalten oder lokal begrenzter öffentlicher Gewalt, also in Bezug auf Herzöge (duces) und Grafen (comites), um delegierte königliche Herrschaft im Sinne von Stellvertretung oder um autogene Herrschaft handelte bzw. wie das Verhältnis dieser beiden Aspekte zu beschreiben ist. Neben Fragen der Herrschaftspartizipation und -ausübung soll daher auch nach der konkreten ‚Macht‘ dieser Eliten gefragt werden, etwa woher sich der Anspruch auf Partizipation an Königsherrschaft speiste, inwiefern auch unabhängig von dieser agiert werden konnte und auf welcher Grundlage. Das Phänomen der Herrschaftspartizipation durch Beratung wie das der ‚eigenen‘ Herrschaft betrifft weltliche wie geistliche Mitglieder der Eliten, Frauen wie Männer. Letztere überwiegen zahlenmäßig gerade im weltlichen, etwas weniger stark ausgeprägt ebenfalls im geistlichen Bereich, besitzen aber keineswegs ausschließlichen Zugriff auf Macht und/oder Herrschaft. Beide Trennungen, weltliche/geistliche sowie männliche/weibliche „Große“, sollen im Teilprojekt immer wieder thematisiert und ihr Analysepotential kritisch hinterfragt und ausgelotet werden.

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Forschungsdaten

Herrscherakte

Überblick

Ludwig der Deutsche

Karlmann

Ludwig III. der Jüngere

 

Übersichtsseiten

Quellen

Personen

Orte

Güter

Primärquellen

Sekundärquellen - Bibliografie

  • Gerd Althoff (1993), Probleme um die dos der Königinnen im 10. und 11. Jahrhunderts, in: Michel Parisse (ed.), Veuves et veuvages dans le haut moyen âge, Table ronde organisée à Göttingen par la Mission Historique Française en Allemagne, Paris, 123–132.
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  • Matthias Becher (1996), Rex, Dux und Gens. Untersuchungen zur Entstehung des sächsischen Herzogtums im 9. und 10. Jahrhundert (Historische Studien 444), Husum.
  • Ders. (2009), ‚Herrschaft’ im Übergang von der Spätantike zum Frühmittelalter. Von Rom zu den Franken, in: Theo Kölzer/Rudolf Schieffer (edd.), Von der Spätantike zum Frühmittelalter. Konzeptionen und Befunde (Vorträge und Forschungen 70), Ostfildern, 163–188.
  • Ders. (ed.) (2017), Die mittelalterliche Thronfolge im europäischen Vergleich (Vorträge und Forschungen 84), Ostfildern.Roman Deutinger (2006), Königsherrschaft im Ostfränkischen Reich. Eine pragmatische Verfassungsgeschichte der späten Karolingerzeit (Beiträge zur Geschichte und Quellenkunde des Mittelalters 20), Sigmaringen.
  • Philippe Buc (2001), The dangers of ritual: between early medieval texts and social scientific theory, Princeton.
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  • Stefan Weinfurter, Idoneität – Begründung und Akzeptanz von Königsherrschaft im hohen Mittelalter, in: Cristina Andenna/Gert Melville (edd.) (2015), Idoneität – Genealogie – Legitimation. Begründung und Akzeptanz von dynastischer Herrschaft im Mittelalter (Norm und Struktur 43), Köln et al., 127–137.
  • Claudia Zey (ed.) (2015), Mächtige Frauen? Königinnen und Fürstinnen im europäischen Mittelalter (11.–14. Jahrhundert) (Vorträge und Forschungen 81), Ostfildern.

 

Publikationslisten

Veröffentlichungen

  • Die Königserhebung Friedrichs des Schönen im Jahr 1314. Krönung, Krieg und Kompromiss, hg. von Matthias Becher – Harald Wolter von dem Knesebeck, Köln u.a. 2017.
  • Die mittelalterliche Thronfolge im europäischen Vergleich, hg. von Matthias Becher (Vorträge und Forschungen 84), Ostfildern 2017.
  • Matthias Becher, Die Krönung Friedrichs des Schönen in Bonn 1314. Einordnung und Bedeutung, in: Die Königserhebung Friedrichs des Schönen im Jahr 1314. Krönung, Krieg und Kompromiss, hg. von dems. – Harald Wolter von dem Knesebeck, Köln u.a. 2017, S. 1125.
  • Matthias Becher, Macht, in: Bonner Enzyklopädie der Globalität. Teilbd. 2, hg. von Ludger Kühnhardt – Tilman Mayer, Wiesbaden 2017, S. 11751187.
  • Matthias Becher, Die Suche nach dem ersten Frankenkönig. Die Merowinger in der Geschichtskonstruktion Gregors von Tours, in: Wozu Geschichte? Historisches Denken in vormodernen historiographischen Texten. Ein transkultureller Vergleich, hg. von Stephan Conermann (Bonner Asienstudien 18), Berlin 2017, S. 5365.
  • Matthias Becher, Die mittelalterliche Thronfolge im europäischen Vergleich. Einführende Gedanken, in: Die mittelalterliche Thronfolge im europäischen Vergleich, hg. von dems. (Vorträge und Forschungen 84), Ostfildern 2017, S. 920.
  • Linda Dohmen, Die Ursache allen Übels. Untersuchungen zu den Unzuchtsvorwürfen gegen die Gemahlinnen der Karolinger (MittelalterForschungen 53), Sigmaringen 2017.
  • Britta Hermans: „Sanctum eum adprime virum esse“. Die Vita Brunonis des Ruotger als Bischofsvita, in: Geschichte in Köln 63 (2016), S. 732.
  • Macht und Herrschaft transkulturell. Vormoderne Konfigurationen und Perspektiven der Forschung“, hg. von Matthias Becher – Stephan Conermann – Linda Dohmen (Macht und Herrschaft 1), Göttingen 2018. Darin:
  • Matthias Becher: "Macht und Herrschaft. Vormoderne Konfigurationen in transkultureller Perspektive", S. 11-41.
  • Linda Dohmen (zusammen mit Stephan Conermann): Macht und Herrschaft transkulturell. Ansätze und Perspektiven der Forschung, S. 327-339.
  • Matthias Becher: Omnes iurent! Karl der Große und der allgemeine Treueid", in: Charlemagne: les temps, les espaces, les hommes. Construction et déconstruction d'un règne, hg. von Rolf Grosse - Michel Sot (Collection Haut Moyen Âge 34), Turnhout 2018, S. 183-192.
  • Matthias Becher: „Karl der Große. Fränkischer König und römischer Kaiser (748-814)“, in: Internet-Portal „Rheinische Geschichte (http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/karl-der-grosse/DE-2086/lido/5acdc9f2207d09.41489983 (23.04.2018).
  • Matthias Becher: „Kaiser Arnulf (um 850-899), in: Karolingische Klosterstadt Meßkirch. Chronik 2018, S. 46-52.
  • Matthias Becher, Macht und Herrschaft. Praktiken – Strukturen – Begründungen, hg. von Linda Dohmen, Florian Hartmann, Hendrik Hess, Daniel König, Göttingen 2019.
  • Entscheiden und Regieren. Konsens als Element vormoderner Entscheidungsfindung in transkultureller Perspektive, hg. von Linda Dohmen u. Tilmann Trausch (Macht und Herrschaft 9), Göttingen 2019.
  • Machterhalt und Herrschaftssicherung. Namen als Legitimationsinstrument in transkultureller Perspektive, hg. von Matthias Becher u. Hendrik Hess (Macht und Herrschaft 8), Göttingen 2019.
  • Transkulturelle Annäherungen an Phänomene von Macht und Herrschaft. Spannungsfelder und Geschlechterdimensionen, hg. von Matthias Becher (Macht und Herrschaft 11), Göttingen 2019
  • Matthias Becher: Heinrich I.– König einer Wendezeit, in: 919 – plötzlich König. Heinrich I. und Quedlinburg, hg. von Stephan Freund u. Sabine Köster (Schriftenreihe des Zentrums für Mittelalterausstellungen Magdeburg 5), Regensburg 2019, S. 5371.
  • Matthias Becher: Ostfränkische Könige aus Sachsen: Heinrich I. und sein Sohn Otto I., in: Saxones. Eine neue Geschichte der alten Sachsen. Begleitheft zur Ausstellung, hg. von Babette Ludowici, Hannover 2019, S. 348352.
  • Matthias Becher: Vormoderne Macht und Herrschaft. Zugänge, Phänomene, Perspektiven, in: Transkulturelle Annäherungen an Phänomene von Macht und Herrschaft. Spannungsfelder und Geschlechterdimensionen, hg. von Matthias Becher (Macht und Herrschaft 11), Göttingen 2019, S. 1131.
  • Matthias Becher: Die Macht des Herrschers zwischen Personalität und Transpersonalität. Gedanken zur Einführung, in: Die Macht des Herrschers. Personale und transpersonale Aspekte, hg. von Mechthild Albert, Elke Brüggen u. Konrad Klaus (Macht und Herrschaft 4), Göttingen 2019, S. 1925.
  • Matthias Becher: Die Nachbenennung bei den frühen Karolingern. Familiäres Selbstverständnis versus politische Opportunität, in: Machterhalt und Herrschaftssicherung: Namen als Legitimationsinstrument in transkultureller Perspektive, hg. von Matthias Becher u. Hendrik Hess (Macht und Herrschaft 8), Göttingen 2019, S. 129149.
  • Matthias Becher: Und ganz Sachsen war unterworfen: Krieg gegen Karl den Großen, in: Damals 51/4, 2019, S. 2227.
  • Matthias Becher: Der Sturz Tassilos III. von Bayern. Ein Vierteljahrhundert Forschungsgeschichte, in: Der Tassilokelch im Stift Kremsmünster. Geschichte – Archäologie – Kunst, hg. von Egon Wamers (Schriften des Archäologischen Museums in Frankfurt 32), Regensburg 2019, S. 131144.
  • Matthias Becher (zusammen mit Hendrik Hess): Einleitung, in: Machterhalt und Herrschaftssicherung: Namen als Legitimationsinstrument in transkultureller Perspektive, hg. von Matthias Becher u. Hendrik Hess (Macht und Herrschaft 8), Göttingen 2019, S. 1117.
  • Mike Janßen: Für den König beten – Eine frühmittelalterliche Legitimationsstrategie, in: Machterhalt und Herrschaftssicherung: Namen als Legitimationsinstrument in transkultureller Perspektive, hg. von Matthias Becher u. Hendrik Hess (Macht und Herrschaft 8), Göttingen 2019, S. 3973.
  • Linda Dohmen (gemeinsam mit Paul Fahr und Tilmann Trausch): Regieren im Konsens? Vormoderne politische Entscheidungsprozesse in transkultureller Perspektive, in: Entscheiden und Regieren. Konsens als Element vormoderner Entscheidungsfindung in transkultureller Perspektive, hg. von Linda Dohmen u. Tilmann Trausch (Macht und Herrschaft 9), Göttingen 2019, S. 1156.

Tagungsteilnahmen

Veranstaltungen (Kolloquien, ...)

Projekt

Projektleitung

Prof. Dr. Matthias Becher

Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Institut für Geschichtswissenschaft
Abteilung für Mittelalterliche Geschichte

Konviktstraße 11
53113 Bonn

+49-(0)228-735160

matthias.becher[at]uni-bonn.de

 

Dr. Linda Dohmen

Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Institut für Geschichtswissenschaft
Abteilung für Mittelalterliche Geschichte

Konviktstraße 11
53113 Bonn

+49-(0)228-735947

dohmen[at]uni-bonn.de

Projektmitarbeit

Mike Janßen, M.A. (Wissenschaftlicher Mitarbeiter)

Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Institut für Geschichtswissenschaft
Abteilung für Mittelalterliche Geschichte

Konviktstraße 11
53113 Bonn

+49-(0)228-735378

janssen[at]uni-bonn.de

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