Autokratien – Legitimation und Partizipation: Unterschied zwischen den Versionen
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<span style="line-height:normal"><span style="page-break-after:avoid">Die ITW (TP 03 Bemmann, TP 06 Conermann, TP 07 Dahlmann, TP 11 Klaus, TP 13 Morenz, TP 19 Taranczewski/Schley) hat sich zum Ziel gesetzt, die ‚Autokratie‘ als eine spezifische Form von Macht und Herrschaft transkulturell vergleichend zu untersuchen. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, ob und wie das mit dem griechischen Wort ‚Autokratie‘ beschriebene Konzept angemessen auf Ordnungen übertragen werden kann, die sich erheblich von den in der griechischen Antike mit diesem Wort bezeichneten Ordnungen unterscheiden. Als ein erstes Ergebnis des transkulturellen Zugriffs kann festgehalten werden, dass ‚Selbstherrschaft‘ die politischen Verhältnisse in von den Beteiligten untersuchten Räumen nicht adäquat beschreibt, weil es in keiner Weise die Rückbindung des obersten Herrschers an andere Träger von Macht und Herrschaft berücksichtigt. Daher ist in einem ersten Schritt ein Raster entwickelt worden, in dem nach den politisch einflussreichen Gruppen und ihrem Verhältnis zum obersten Herrschaftsträger gefragt wird: Adel, Klerus, Dienstleute, Gebildete oder Kaufleute. Diese Gruppen sind jedoch ausgesprochen heterogen und müssen daher weiter unterteilt werden. An Macht und Herrschaft partizipieren in aller Regel nur die wichtigsten Vertreter der jeweiligen Gruppe. Diese Aspekte standen im Mittelpunkt des Workshops ‚Macht und Ohnmacht der Eliten in Autokratien?‘ im Mai 2019. Hier zeigte sich im transkulturellen Vergleich, dass ‚Autokratie‘ und ‚Tyrannei‘ klar voneinander und gegeneinander abgegrenzt wurden. Weiter wurde die ‚Sakralität‘ des Herrscheramtes als wichtiger Faktor zur Abgrenzung des obersten Herrschaftsträgers von den Eliten diskutiert sowie deren Einfluss auf die Gestaltung der Herrscherwahlverfahren, die Thronbesetzungen sowie die Formen der Herrschaftsausübung. Dabei kam der Frage nach der Rolle von Frauen und den Formen ihrer Teilhabe an (autokratischer) Herrschaft besondere Bedeutung zu. Der aus dem Workshop hervorgehende Sammelband soll im Sommer 2020 im Druck erscheinen.</span></span> | <span style="line-height:normal"><span style="page-break-after:avoid">Die ITW (TP 03 Bemmann, TP 06 Conermann, TP 07 Dahlmann, TP 11 Klaus, TP 13 Morenz, TP 19 Taranczewski/Schley) hat sich zum Ziel gesetzt, die ‚Autokratie‘ als eine spezifische Form von Macht und Herrschaft transkulturell vergleichend zu untersuchen. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, ob und wie das mit dem griechischen Wort ‚Autokratie‘ beschriebene Konzept angemessen auf Ordnungen übertragen werden kann, die sich erheblich von den in der griechischen Antike mit diesem Wort bezeichneten Ordnungen unterscheiden. Als ein erstes Ergebnis des transkulturellen Zugriffs kann festgehalten werden, dass ‚Selbstherrschaft‘ die politischen Verhältnisse in von den Beteiligten untersuchten Räumen nicht adäquat beschreibt, weil es in keiner Weise die Rückbindung des obersten Herrschers an andere Träger von Macht und Herrschaft berücksichtigt. Daher ist in einem ersten Schritt ein Raster entwickelt worden, in dem nach den politisch einflussreichen Gruppen und ihrem Verhältnis zum obersten Herrschaftsträger gefragt wird: Adel, Klerus, Dienstleute, Gebildete oder Kaufleute. Diese Gruppen sind jedoch ausgesprochen heterogen und müssen daher weiter unterteilt werden. An Macht und Herrschaft partizipieren in aller Regel nur die wichtigsten Vertreter der jeweiligen Gruppe. Diese Aspekte standen im Mittelpunkt des Workshops ‚Macht und Ohnmacht der Eliten in Autokratien?‘ im Mai 2019. Hier zeigte sich im transkulturellen Vergleich, dass ‚Autokratie‘ und ‚Tyrannei‘ klar voneinander und gegeneinander abgegrenzt wurden. Weiter wurde die ‚Sakralität‘ des Herrscheramtes als wichtiger Faktor zur Abgrenzung des obersten Herrschaftsträgers von den Eliten diskutiert sowie deren Einfluss auf die Gestaltung der Herrscherwahlverfahren, die Thronbesetzungen sowie die Formen der Herrschaftsausübung. Dabei kam der Frage nach der Rolle von Frauen und den Formen ihrer Teilhabe an (autokratischer) Herrschaft besondere Bedeutung zu. Der aus dem Workshop hervorgehende Sammelband soll im Sommer 2020 im Druck erscheinen.</span></span> | ||
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Version vom 7. Juni 2021, 11:13 Uhr
Die ITW (TP 03 Bemmann, TP 06 Conermann, TP 07 Dahlmann, TP 11 Klaus, TP 13 Morenz, TP 19 Taranczewski/Schley) hat sich zum Ziel gesetzt, die ‚Autokratie‘ als eine spezifische Form von Macht und Herrschaft transkulturell vergleichend zu untersuchen. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, ob und wie das mit dem griechischen Wort ‚Autokratie‘ beschriebene Konzept angemessen auf Ordnungen übertragen werden kann, die sich erheblich von den in der griechischen Antike mit diesem Wort bezeichneten Ordnungen unterscheiden. Als ein erstes Ergebnis des transkulturellen Zugriffs kann festgehalten werden, dass ‚Selbstherrschaft‘ die politischen Verhältnisse in von den Beteiligten untersuchten Räumen nicht adäquat beschreibt, weil es in keiner Weise die Rückbindung des obersten Herrschers an andere Träger von Macht und Herrschaft berücksichtigt. Daher ist in einem ersten Schritt ein Raster entwickelt worden, in dem nach den politisch einflussreichen Gruppen und ihrem Verhältnis zum obersten Herrschaftsträger gefragt wird: Adel, Klerus, Dienstleute, Gebildete oder Kaufleute. Diese Gruppen sind jedoch ausgesprochen heterogen und müssen daher weiter unterteilt werden. An Macht und Herrschaft partizipieren in aller Regel nur die wichtigsten Vertreter der jeweiligen Gruppe. Diese Aspekte standen im Mittelpunkt des Workshops ‚Macht und Ohnmacht der Eliten in Autokratien?‘ im Mai 2019. Hier zeigte sich im transkulturellen Vergleich, dass ‚Autokratie‘ und ‚Tyrannei‘ klar voneinander und gegeneinander abgegrenzt wurden. Weiter wurde die ‚Sakralität‘ des Herrscheramtes als wichtiger Faktor zur Abgrenzung des obersten Herrschaftsträgers von den Eliten diskutiert sowie deren Einfluss auf die Gestaltung der Herrscherwahlverfahren, die Thronbesetzungen sowie die Formen der Herrschaftsausübung. Dabei kam der Frage nach der Rolle von Frauen und den Formen ihrer Teilhabe an (autokratischer) Herrschaft besondere Bedeutung zu. Der aus dem Workshop hervorgehende Sammelband soll im Sommer 2020 im Druck erscheinen.